Wirtschaft

Was das Problem bei Pute "Made in Austria" ist

Sozial erwünschte Antworten stehen in Umfragen an der Tagesordnung. Etwa jene, dass man für Qualität und Regionalität gerne bereit ist, einen Aufpreis zu zahlen. In der Realität zeigt sich dann oft, dass letztlich der Preis entscheidet, was im Einkaufswagerl landet.

Die Supermarktkette Billa setzt nun dennoch auf 100 Prozent österreichische Produktion, zumindest bei Frischfleisch. Angekündigt wurde das bereits vor einem halben Jahr, umgesetzt wird es erst jetzt. „Die Produktion musste erst sicher gestellt werden“, argumentiert Billa-Vorstandssprecher Robert Nagele. Speziell bei der Pute, bei der der Eigenversorgungsgrad seit Jahren gesunken ist. „Auf zuletzt bestenfalls 40 Prozent“, sagen Branchenkenner.

Tücken des Tierschutzes

Schuld daran sind die strengen Tierschutzbestimmungen, klagen Vertreter der Landwirtschaft. „Österreich ist das einzige Land, in dem es Auflagen zur Besatzdichte gibt“, erläutert Karl Feichtinger, Geschäftsführer von Wech-Geflügel. In Österreich ist die Besatzdichte mit 40 Kilo pro Quadratmeter im konventionellen Bereich geregelt, „in allen anderen Ländern der EU können sie so viele Tiere halten wie sie wollen“. Damit produzieren andere Länder zu anderen Kosten und drängen dann mit ihrer Billigware in den Markt. Feichtinger: „Vor allem Deutschland, Polen, Italien und Ungarn sind große Lieferländer.“

Den Preisunterschied beziffert Nagele so: „Ausländisches Putenfleisch haben wir bisher mit 7,99 Euro vermarktet, jenes aus Österreich um 13,99 Euro.“ Die höheren Preise „Made in Austria“ werde er nur zum Teil an Kunden weitergeben. Der Eckpreis für Putenbrust werde bei Billa künftig bei 9,99 Euro liegen.

Laut Angaben von Billa steigt die Zahl der gemästeten Puten durch die neue Initiative um 33 Prozent oder 330.000 Tiere pro Jahr. Zum Vergleich: Bisher kamen 37 Prozent des verkauften Putenfleisches aus Österreich, jetzt 100 Prozent.

Die Zahl jener Betriebe, die in Österreich Puten mästen, ist zuletzt aber konstant geblieben. Es habe lediglich vereinzelte Zubauten bzw. Kapazitätserweiterungen gegeben. "Bei Kapazitätsausweitungen wäre ich in einem ersten Schritt auch vorsichtig. Man muss ja schauen, wie das Angebot angenommen wird", sagt Andreas Steidl, Qualitäts- und Eigenmarkenmanager im Rewe-Konzern (Billa, Merkur, Penny, Adeg).

Woher kommen also die zusätzlichen Mengen? "Es gab in vielen Betrieben zuletzt keine Vollauslastung mehr", weiß Steidl. Grund dafür war der Konkurrenzdruck von der Importware. Aus der Branche ist auch zu hören, das Pute "Made in Austria" oft nicht unter diesem Herkunftslabel verkauft wurde. Es fehlte die Nachfrage. Sprich, es fehlten jene Kunden, die dafür bereit waren, mehr Geld auf den Tisch zu legen.