Wirtschaft

Warum Arbeit nicht immer zur Integration beiträgt

Die Integration von Migrantinnen und Migranten gelingt nur, wenn sie rasch in den Arbeitsmarkt integriert werden. Diese weit verbreitete Ansicht trifft nicht immer zu, zeigt eine Sekundäranalyse des Instituts SORA im Auftrag der Arbeiterkammer Wien. Es kommt nämlich nicht nur darauf an, beschäftigt zu sein, sondern auch auf die Art und Weise, so die Conclusio. 

Laut Erhebung arbeiten ausländische Beschäftigte in Österreich überdurchschnittlich häufig in bestimmten Branchen wie Gastronomie, Landwirtschaft, Reinigung oder Pflege, während sie etwa im öffentlichen Dienst kaum vertreten sind. Häufiger als inländische Arbeitskräfte finden sie sich daher auch in prekären Beschäftigungsverhältnissen. So arbeitet jeder Vierte in einem befristeten, geringfügigen oder Leiharbeitsverhältnis. 13 Prozent verdienen so wenig, dass sie, trotz Arbeit, nicht vom Einkommen leben können.

Diskriminierung im Betrieb

Auch innerbetrieblich werden ausländische Beschäftigte häufiger schlechter gestellt als inländische, zeigt eine Sonderauswertung des Arbeitsklimaindex: Die Mehrheit schätzt die Aufstiegschancen und die Mitbestimmungsmöglichkeiten als gering ein. Ein Viertel glaubt nicht, dass ihre Arbeit im Betrieb auch entsprechend wertgeschätzt wird. Umgekehrt berichten ausländische Beschäftigte doppelt so häufig wie österreichische, dass das Arbeitsrecht in ihrem Betrieb manchmal nicht eingehalten wird.

"Während sich etwa zwei Drittel dieser Unterschiede statistisch auf unterschiedliche Ausbildungsabschlüsse, Dienstverhältnisse oder andere Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt zurückführen lässt, bleibt ein Drittel unerklärt", analysiert Studienautor Daniel Schönherr von SORA. Das heißt: Selbst bei gleicher Ausbildung und gleicher Tätigkeit werden ausländische Beschäftigte in Bezug auf Einkommen, Mitsprachemöglichkeiten oder Arbeitsplatzsicherheit benachteiligt.

Ausgrenzung und Mobbing

Ein Viertel der ausländischen Beschäftigten sagt, sie hätten eine Stelle  aufgrund persönlicher Merkmale nicht bekommen. Ein Fünftel berichtet von Ausgrenzung in der Arbeit, von Gerüchten und übler Nachrede bis hin zu Mobbing, Psychoterror und Drohungen. Schönherr spricht von "struktureller Diskriminierung" am Arbeitsmarkt. Solche Diskriminierungserfahrungen würden den Anspruch, dass Arbeit inkludierend wirkt, konterkarieren.