Verschwinden heimische Erdäpfel bald aus den Supermarkt-Regalen?
Von Anita Staudacher
Interessensvertreter der heimischen Landwirtschaft warnen erneut vor Versorgungsengpässen in der heimischen Lebensmittelproduktion aufgrund strenger EU-Gesetze beim Pflanzenschutz. Auslöser sind die wegen der jüngsten Wetterextreme zu erwartenden Ernteausfälle bei Kartoffeln, Zuckerrübe oder Kürbis.
Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich rechnet heuer mit Kartoffel-Engpässen in den Supermärkten, weil es in den Hauptanbaugebieten Wein- und Waldviertel zu wenig Niederschläge gibt. Schon jetzt werde das Sortiment im Supermarkt mit ausländischer Ware ergänzt: Das habe es noch nie gegeben, heißt es in der Aussendung.
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"Wir erleben einen Produktionsrückgang und laufen Gefahr, dass heimische Kartoffeln aus den Supermarktregalen verschwinden und solche aus dem Ausland importiert werden müssen", warnte am Freitag der Landwirt und EU-Abgeordnete Alexander Bernhuber (ÖVP) in einer Pressekonferenz. Die Zeche zahle der Konsument in Form von geringerer Qualität zu höheren Preisen.
Bernhuber gibt nicht nur dem Wetter die Schuld an den Ernteausfällen, sondern vor allem den aktuellen EU-Vorschriften im Rahmen der Umsetzung des "Green Deals". Gemeint sind hier vor allem Verbote von bestimmten Pflanzenschutzmitteln. "Wir brauchen Anpassungsmaßnahmen im Green Deal und eine durchdachte Entscheidungspolitik, sonst schlittern wir in die Importfalle, aus der wir nur schwer wieder herauskommen", mahnt Bernhuber.
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Auswirkungen auf Pommes-Produktion
Anita Kamptner, Geschäftsführerin der Interessen Gemeinschaft Erdäpfelbau (IGE), verweist auf Auswirkungen auf die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette. "Die Verarbeitungsbetriebe, meist im ländlichen Raum beheimatet, bekommen zu wenig Rohstoffe von den Bauern geliefert. Als Folge müssen sie die Verarbeitungskapazität verringern, was wiederum Arbeitsplätze gefährdet".
Als Beispiel nennt sie das Pommeswerk in Hollabrunn, wo etwa 170 Mitarbeiter beschäftigt sind, die 120.000 Tonnen Erdäpfel von 160 Landwirten beziehen und verarbeiten. Wird weniger verarbeitet, koste das Arbeitsplätze.
112.500 Tonnen ungenießbare Erdäpfel
Durch den Wegfall wichtiger Pflanzenschutzstoffe nehme außerdem die Lebensmittelverschwendung zu: "Aufgrund eines Drahtwurmbefalls wurden 2018 rund 112.500 Tonnen Erdäpfel ungenießbar, was ausgereicht hätte, um die gesamte Wiener Bevölkerung ein Jahr lang zu versorgen", so Kamptner.
470 Jobs in Zuckerrübenproduktion betroffen
Bei der Zuckerrübenverarbeitung und der Herstellung von steirischem Kürbiskernöl seien die Produktionsrückgänge schon jetzt sichtbar, berichtetder Obmann des Vereins "Wirtschaften am Land", Josef Plank. Bei der Zuckerrübenverarbeitung drohe ein Verlust von rund 470 Arbeitsplätzen und einer Bruttowertschöpfung im dreistelligen Millionenbereich, errechnete Plank. Bei der Herstellung von steirischem Kürbiskernöl seien 840 Personen in Ölmühlen und Trocknungsanlagen beschäftigt.