Verhandlungen um Sozialplan für MAN-Belegschaft gehen in die nächste Runde
Am Mittwoch findet im MAN-Werk in Steyr die nächste Verhandlungsrunde über den Sozialplan für den von Schließung bedrohten Standort statt. Die Frist des exklusiven und von der Belegschaft abgelehnten Kaufangebots von Investor Siegfried Wolf ist Ende April abgelaufen, der Konzern drängt aufs Zusperren.
Mitte April hatten sich knapp zwei Drittel der Belegschaft in einer Abstimmung gegen das Übernahmeangebot Wolfs ausgesprochen. Dieses hätte Entgelteinbußen und einen Stellenabbau vorgesehen. Daraufhin hatte die deutsche Firma MAN erklärt, das Werk bis 2023 schließen zu wollen. Am Standort Steyr sind rund 2.300 Menschen beschäftigt.
Eine Rettung wollen alle
Für eine Rettung des MAN-Standorts in Steyr spricht sich die heimische Politik geschlossen aus - über das Wie herrscht aber nach wie vor Uneinigkeit, verschiedene Möglichkeiten wurden ins Treffen gebührt. Zuletzt hatte auch Raiffeisenlandesbank Oberösterreich-Chef Heinrich Schaller im KURIER-Gespräch erklärt, man würde zu einem Konsortium zur Rettung von MAN nicht nein sagen, wenn es jemanden gebe, der den Lead eines solchen Konsortiums übernehmen würde.
Ein Lösungsansatz, der von der SPÖ ins Spiel gebracht wurde, ist eine (temporäre) Staatsbeteiligung. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) lehnt dieses Modell ab. Volkswirt Christian Bellak, der an der WU Wien lehrt, hält eine staatliche Beteiligung für eine Rettungsoption und verweist auf die nö. Schraubenfabrik Schmidt.
"Ideologischer Reflex"
Ein kategorisches Nein, wie es auch von der Industriellenvereinigung (oder auch vom ÖVP-Wirtschaftsbund und den NEOS) kommt, hält Bellak eher für einen "ideologischen Reflex" als für eine "fundierte Abschätzung der Vor- und Nachteile". Derartige Auffanglösungen könnten nämlich erfolgreich sein, wird er in einer Aussendung von "Diskurs. Das Wissenschaftsnetz" zitiert. Es müssten jedoch klare, nachvollziehbare und überprüfbare Kriterien festgelegt werden.
Als gelungenes Beispiel nennt er die Schraubenfabrik Schmidt in Hainfeld, die in den 1990er-Jahren durch eine vorübergehende Beteiligung durch die GBI (Gesellschaft des Bundes für Industriebeteiligungen) vor der drohenden Schließung gerettet worden sei. Heute stehe die Schraubenfabrik wieder in Privateigentum - von Kellner & Kunz AG.
Wäre die Fabrik damals nicht temporär unterstützt worden, gäbe es in einem strukturschwachen Gebiet Niederösterreichs keine industrielle Schraubenproduktion mehr", meint der Wissenschafter. "Kurzfristig anfallenden Kosten" müsse man "die langfristigen Erträge in Form von Beschäftigungs- und Wertschöpfungseffekten gegenüberstellen".