Verbotenes Teakholz bei Holzfirma in Niederösterreich
Eine Recherche des internationalen Konsortiums investigativer Journalisten (ICIJ), an der auch der ORF, "profil" und "Der Standard" beteiligt sind, hat ergeben, dass Öko-Gütesiegel für Holz auch an Unternehmen vergeben werden, die sich nicht an Umweltstandards halten. Auch österreichische Unternehmen werden in dem Zusammenhang genannt. Etwa wurde Teakholz aus Myanmar verbotenerweise an eine Holzfirma in Niederösterreich geliefert. Die Firma spricht von einem "Einzelfall".
Die Einfuhr von Teakholz aus Myanmar ist in der EU seit Mitte 2021 verboten. Trotzdem soll der Holzgroßhändler J. und A. Frischeis (JAF-Group) mit Sitz in Stockerau (Bezirk Korneuburg) voriges Frühjahr 17 Tonnen dieses Holzes über Polen gekauft bzw. weiterverkauft haben. Zu diesen Verdachtsäußerungen heißt es in einer Stellungnahme der JAF Group auf ihrer Homepage, dass man diese "sehr ernst" nehme.
20 Kubikmeter Teakholz
"Bei unserer polnischen Unternehmenstochter wird derzeit eine behördliche Kontrolle durchgeführt, deren Abschluss in Kürze erwartet wird. Andere Niederlassungen, insbesondere in Österreich, sind nach unserem derzeitigen Wissensstand nicht von behördlichen Verfahren betroffen." Das Unternehmen hat 56 Standorte in 17 Ländern und insgesamt rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Es gehe um 20 Kubikmeter Teakholz, das über ein in der EU ansässiges Unternehmen angekauft worden sei, so JAF. "Wir haben uns selbstverständlich dazu bekannt, nur dann mit Teakholz aus Myanmar zu handeln, wenn dieses in den Jahren vor den Sanktionen in die EU eingeführt wurde. Dies scheint bei der Lieferung im Frühjahr 2022 nicht der Fall gewesen zu sein. Wir bedauern dies sehr." In Polen läuft ein Verfahren. "In diesem Fall haben unsere internen Kontrollmechanismen nicht gegriffen", so die Geschäftsführung der Firma weiter. "Zu diesem Fehler stehen wir. Es wurde ein Maßnahmenkatalog verabschiedet, der u.a. verschärfte interne Kontrollmechanismen und weitreichende verbesserte Schulungsmaßnahmen vorsieht."
In Rumänien gab es im vergangenen September wie berichtet mehr als hundert Hausdurchsuchungen, darunter auch bei einer Tochterfirma des Tiroler Holzkonzerns Egger. Das Tiroler Unternehmen betont jedoch, dass sich der Verdacht in Rumänien nicht gegen Egger gerichtet habe, sondern gegen Zulieferer.
Auch der Bretterproduzent Schweighofer HS Timber hat auf Vorwürfe in der Vergangenheit bereits reagiert. Man lasse sich von den nun beschuldigten Firmengruppen in Rumänien nicht mehr beliefern, sagte der Schweighofer-Nachhaltigkeitsverantwortliche Michael Proschek-Hauptmann im "Morgenjournal".
Zertifizierung
Für Ursula Bittner von der Umweltorganisation Greenpeace zeigt das Beispiel Egger dennoch, "dass ein Unternehmen für illegalen Holzanschlag verantwortlich sein kann, für Korruption und dennoch mit einem grünen Nachhaltigkeitssiegel ausgezeichnet werden kann", wie sie im Ö1-"Morgenjournal" sagte. Ihre Kritik richtet sich gegen das weltweit größte Gütesiegel für nachhaltige Waldbewirtschaftung, das FSC-Zertifikat (Forest Stewardshop Council). "Die aktuellen Ergebnisse des Recherchenetzwerks sprechen eine klare Sprache: FSC ist nicht vertrauenswürdig", erklärte Bittner in einer Aussendung.
Im Österreichischen Umweltzeichen wird bisher FSC herangezogen, um nachhaltige Forstwirtschaft nachzuweisen. "Ministerin Gewessler muss hier die Reißleine ziehen und diesem Greenwashing im staatlichen Umweltzeichen und bei der öffentlichen Beschaffung ein Ende setzen", fordert die Umweltschützerin.
Marc Jessel, Integritätsbeauftragter bei FSC, wies den Greenwashing-Vorwurf von Greenpeace im "Morgenjournal" zurück: "Wir haben weltweit 52.000 Zertifikate im FSC-System und es ist ganz klar, dass wir in keiner Weise illegal geschlägertes Holz in unseren Lieferketten zulassen. Wenn das passiert, reagieren wir scharf, aber ich denke, solche Vorkommnisse sind Ausnahmeereignisse und keineswegs die Regel."
In der österreichischen Waldwirtschaft ist laut "Standard" vor allem PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification) aktiv. PEFC-Kommunikationsleiter Thorsten Arndt betonte, seine Organisation entwerfe die Standards für Waldbewirtschaftung auf Grundlage des Stands der Wissenschaft. Selbst die UN nutze PEFC als Indikator für ihre Sustainable Development Goals und das Biodiversitätsabkommen.
Der grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz forderte in einer Aussendung einheitliche EU-weite Schutzstandards für Wälder. SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr verlangte strengere Importkontrollen für Holz.