Krisengewinner: Bio-Bauern profitieren vom Corona-Lockdown
Die Corona-Krise hat zu einer Absatz-Steigerung bei Bioprodukten geführt. Da die Gastronomie zeitweilig geschlossen war, wurde mehr zu Hause gekocht und damit mehr im Lebensmitteleinzelhandel eingekauft. Das gilt sowohl für konventionelle Produkte als auch für Bio-Lebensmittel.
Die Gesamtmenge an verkauften Biolebensmitteln im Lebensmitteleinzelhandel ist verglichen mit dem ersten Halbjahr 2019 im selben Zeitraum des heurigen Jahres um 14,4 Prozent gestiegen. Der Wertzuwachs betrug sogar 20 Prozent. Brot und Gebäck sind bei dieser Rechnung nicht dabei. Die Zahlen stammen aus der regelmäßigen Marktanalyse der Agrarmarkt Austria (AMA).
Direktvermarktung
Die Corona-Krise hat das Interesse der Konsumenten an regionalen Produkten gesteigert. Deshalb habe es bei der Nahversorgung durch Direktvermarktung von Bio-Produkten eine deutliche Nachfragesteigerung gegeben, freut sich Gertraud Grabmann, Obfrau von Bio-Austria. Sie geht davon aus, dass die Direktvermarktung ihre Zuwächse auch nach der Corona-Krise halten kann. Ein Beispiel für die Direktvermarktung ist das „Gemüse-Kisterl“.
Bei Bio-Eiern gab es laut dem Geschäftsführer der AMA-Marketing, Michael Blass, im Frühjahr sogar einen Engpass. „Im März und April war die Nachfrage nach Bio-Frischeiern im Lebensmitteleinzelhandel höher als sie die Legehennenhalter und Packstellen bedienen konnten.“ Mittlerweile kann die Nachfrage wieder bedient werden.
Mehr Geld für Bio
Es gibt auch einen Beleg dafür, dass das Interesse der Konsumenten an Bioprodukten im Verhältnis zu konventionellen Produkten gestiegen ist. Im Juni war der Wert der verkauften Bioprodukte im Lebensmitteleinzelhandel mit zehn Prozent erstmals zweistellig. Das bedeutet aber auch, dass es bei Bio noch Luft nach oben gibt. 90 Prozent des Wertes der verkauften Lebensmittel im Lebensmitteleinzelhandel entfallen auf konventionelle Produkte.
Einen deutlichen Zuwachs an Bioflächen gab es beim Ackerbau. Das hat allerdings nichts mit der Steigerung der Nachfrage zu tun, sondern mit den höhern Subventionen. Verglichen mit der konventionellen Landwirtschaft sind die Förderungen im Biolandbau um bis zu 60 Prozent höher.
Die Verwertung der zusätzlichen Produktion an Biogetreide wird daher eine Herausforderung. Grabmann hofft auf die heimische Lebensmittel-Verarbeitungsindustrie. Zumal Länder wie Deutschland die Bioproduktion im eigenen Land angehoben haben und eine weitere Steigerung der Exporte schwierig sein wird.
Flächenzuwachs
Aktuell beträgt der Anteil der Bioflächen beim Ackerbau bereits über 20 Prozent. Der Bioanteil an gesamten landwirtschaftlichen Flächen ist auf knapp über 26 Prozent gewachsen.
Den höchsten Bio-Anteil gibt es nach wie vor bei Eiern (19,4 Prozent) und Trinkmilch (21,5 Prozent). Den geringsten Bio-Anteil haben Fleisch (5,6 Prozent) sowie Schinken und Wurst(3,2 Prozent). Der Grund dafür ist der Preisunterschied zwischen diesen Bioprodukten und Produkten aus konventioneller Landwirtschaft.