Teurer Reisesommer: Wenig Chancen auf Last-Minute-Schnäppchen
Von Simone Hoepke
In Sachen Urlaub haben die Österreicher nach zwei Jahren Pandemie Nachholbedarf, ventiliert die Reiseindustrie. Freilich auch, um die Reiselaune am Köcheln zu halten oder bei manchen überhaupt erst zu entfachen. Es stellt sich die Frage, was genau die Urlaubshungrigen nachholen wollen.
Offensichtlich haben sie in der Pandemie zu wenig gegessen. Denn 70 Prozent freuen sich im Urlaub vor allem auf die Kulinarik, so eine Umfrage (1.500 Teilnehmer) im Auftrag der Ruefa-Reisebüros. An zweiter Stelle folgt das „dolce far niente“, also das nichts tun (59 Prozent), erst danach geht es darum, neue Destinationen zu entdecken (44 Prozent). „Die Akkus sind leer“, kommentiert Helga Freund, Geschäftsführerin der 75 Ruefa-Reisebüros. Bei manchen dürfte angesichts der steigenden Energie- und Lebenskosten auch im Geldbörsel Ebbe sein. Im Durchschnitt ist das Urlaubsbudget mit 1.550 Euro pro Person um 70 Euro kleiner als im Vorjahr. „Ein Viertel der Befragten will maximal 500 Euro ausgeben“, erläutert Freund.
Preisentwicklung
Klingt nicht nach Fernreise. Die meisten wollen auch innerhalb der europäischen Grenzen bleiben. Ganz oben in der Beliebtheitsskala wie immer die Autoreise-Ziele Italien und Kroatien, gefolgt von Deutschland. Bleibt die Frage, ob die steigenden Kosten heuer auch im Urlaub durchschlagen. „Bei Autoreisen in die Nachbarländer wird man das vor allem an der Zapfsäule spüren, weniger im Hotel“, schätzt Ruefa-Geschäftsführer Michele Fanton. Ob es bei Flügen Kerosinzuschläge geben wird, bleibe abzuwarten, genauso wie die Ticketpreis-Entwicklung, die wie immer von Angebot und Nachfrage abhängt. „Eine Schnäppchenjagd im Juni und Juli ist jedenfalls nicht angesagt“, meint Fanton. Schließlich sei die Nachfrage groß, die Wahrscheinlichkeit von freien Kapazitäten gering. Derzeit würden viele Veranstalter sogar zusätzliche Maschinen chartern, etwa für Ägypten-Angebote.
„Je früher man bucht, desto eher bekommt man einen günstigen Preis“, sagt Fanton freilich auch im Eigeninteresse. Nach dem Sommer rechnet er mit Preisaufschlägen von rund zehn Prozent. Wer schon eine Pauschalreise gebucht hat, könne sich aber entspannt zurücklehnen. Für bereits bestehende Buchungen sollen die Preiserhöhungen nicht weitergegeben werden, so Fanton weiter. Dazu gebe es grundsätzlich eine Zusage großer Veranstalter.
Über fehlende Kundschaft könne sich Ruefa derzeit nicht beschweren. Viele würden sich nicht selbst mit Einreise- und Stornobedingungen sowie mit Versicherungsfragen herumschlagen wollen. Lieber machen sie sich einen Termin im Reisebüro aus – persönlich oder immer öfter per Videokonferenz. Helga Freund zum Ausblick: „Ich glaube, wir werden heuer bei 70 Prozent und 2023 wieder auf dem Vorkrisenniveau landen.“