Wirtschaft

Teurer Bumerang: Deutsche Autoindustrie gegen Zölle auf E-Autos aus China

Vor der China-Reise des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz hat sich der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) gegen EU-Strafzölle auf Elektroautos aus der Volksrepublik ausgesprochen.

Derzeit geprüfte EU-Schritte gegen Subventionen für die Branche in China könnten die Herausforderungen für die hiesige Autoindustrie "nicht lösen - im Gegenteil", sagte Verbandspräsidentin Hildegard Müller der Welt am Sonntag.

Ausgleichszölle könnten sich "bei einem Handelskonflikt entsprechend schnell negativ auswirken". Es bedürfe bezüglich der EU-Antisubventionsuntersuchung "beidseitiger Dialogbereitschaft", forderte Müller. Denn das aktuelle Geschäft mit China sichere "in Deutschland eine große Zahl von Arbeitsplätzen". 

Gefahr für grüne Transformation

Ein Handelskonflikt würde laut der VDA-Präsidentin auch die Transformation hin zu Elektromobilität und Digitalisierung gefährden. Denn diese werde auch aus Geldern finanziert, die von der deutschen Autobranche in China erwirtschaftet würden.

Der Marktanteil von Elektroautos aus China in Deutschland stieg laut Welt am Sonntag in den ersten drei Monaten des Jahres auf zehn Prozent. Das zeigt eine Auswertung der Beratungsfirma EY, die der Zeitung vorlag. Im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres kamen den Angaben zufolge chinesische Automarken noch auf einen Marktanteil von sieben Prozent.

Während der Elektroabsatz anderer Autohersteller schrumpfte, hätten Anbieter aus China ihre Verkäufe steigern können. "Chinesische Unternehmen versuchen, ihre Produkte aktuell in den Markt zu drücken", sagte EY-Partner Jan Sieper der Zeitung.

Gegen "Überschwemmung" mit Billig-Autos

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte im September eine Wettbewerbsuntersuchung wegen Marktverzerrungen durch chinesische Subventionen für Elektroautos angekündigt. Die Weltmärkte würden von "billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt", sagte sie damals. Sollte die Untersuchung ergeben, dass Peking Regeln des internationalen Handelsrechts bricht, könnte Brüssel Strafzölle auf chinesische Fahrzeuge erheben.

Bundeskanzler Scholz brach am Samstag zu einem dreitägigen Besuch in die Volksrepublik China auf. Im Fokus stehen dabei auch die Wirtschaftsbeziehungen. Gespräche mit der chinesischen Führung sind für Dienstag in Peking geplant.