Wirtschaft

Studie: Jobgarantie wirkt gegen Langzeitarbeitslosigkeit

Die Langzeitarbeitslosigkeit ist in Österreich wieder im Steigen begriffen. Ende März waren rund 80.000 Menschen über ein Jahr lang auf Jobsuche. Der Anteil der langzeitbeschäftigungslosen Personen liegt derzeit bei 28 Prozent der Arbeitslosen und ist damit doppelt so hoch wie vor 15 Jahren. Besonders davon betroffen sind ältere und gesundheitlich beeinträchtigte Personen.

Die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt ist für diese Gruppe herausfordernd. Ein wirksames Mittel ist die Arbeitsplatzgarantie, geht aus einer Studie am Institut für Soziologie der Universität Wien hervor. Die Begleitstudie „Marienthal.reversed“ befasste sich mit dem Modellprojekt Marienthal des AMS Niederösterreich. Bei diesem Projekt erhielten 112 Langzeitbeschäftigungslose dreieinhalb Jahre lang einen geförderten Arbeitsplatz in der Gemeinde, etwa in der Grünraum-Pflege, Büro- oder Handwerksarbeiten. Das Ergebnis des Projektes fällt überwiegend positiv aus. Schon zuvor kam die Universität Oxford zu einem ähnlichen Ergebnis:

Bessere finanzielle Lage

Bei den Teilnehmenden kam es gemäß der Umfrage zu einer Stabilisierung und Verbesserung ihrer finanziellen Lage.  „Friseur- oder Heurigenbesuche wurden wieder möglich“, berichtet Hannah Quinz, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Institut für Soziologie der Uni Wien. Auch die psychische Gesundheit habe sich verbessert. „Die Personen fühlten sich gebraucht und entwickelten wieder einen Stolz“. Viele fühlten sich nach langer Zeit auch wieder von anderen wertgeschätzt. 

Für diese positiven Auswirkungen sei es wichtig gewesen, dass die Maßnahme nicht nur kurzfristig, sondern von längerer Dauer war. Damit konnte auf die Bedürfnisse der einzelnen näher eingegangen werden. Die Vermittlungsquote in einen regulären Job lag bei 28 Prozent. Auch ging die Arbeitslosigkeit im Bezirk in Folge des Projekts zurück.

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„Die Arbeitsplatzgarantie in Marienthal zeigt, dass sinnvolle, geförderte Arbeit eine gute Alternative zur Langzeitarbeitslosigkeit ist“, fasst Jörg Flecker, Arbeitsmarkt-Experte und Soziologie-Professor an der Uni Wien zusammen.

Die geförderte Beschäftigung sei  sinnvoller als so genannte Transitarbeitsplätze, die meist auf sechs Monate beschränkt seien. Die Kosten für Langzeitmaßnahmen seien zwar höher, allerdings könnten Mittel aus dem EU-Fördertopf angezapft werden und „jeder Euro mehr bringe auch mehr Kaufkraft, die als Mehrwertsteuer wieder herein kommt.“

Das AMS Wien veranschlagte für die dreieinhalbjährige Maßnahme ein Budget von 7,4 Mio. Euro.