Wirtschaft

Warum Haushalte nächstes Jahr mehr für Strom bezahlen müssen

Die Arbeiterkammer (AK) geht davon aus, dass die Gebühren, die Stromkunden für die Nutzung der Netze bezahlen, im kommenden Jahr im Schnitt um 20 Prozent steigen werden. Bis 2030 sollen sie sich sogar verdoppeln, sagte AK-Energiepolitikexperte Joel Tölgyes am Mittwoch bei einem Pressegespräch. 

Für Haushalte, die die Netzentgelte entweder als separaten Posten mit der Stromrechnung oder getrennt davon direkt an den Netzbetreiber begleichen, würde das im Schnitt eine Mehrbelastung von 300 Euro pro Jahr bedeuten, so der AK-Ökonom. Das Netznutzungsentgelt macht im Schnitt 25,5 Prozent des Strompreises aus und ist je nach Region unterschiedlich hoch. 

Warum steigt das Netzentgelt?

In den nächsten Jahren muss wegen des Erneuerbaren-Ausbaus viel in die Netze investiert werden. Die Investitionen dürften sich bis 2032 auf knapp 20 Mrd. Euro verdoppeln. Gleichzeitig wird aber wegen der zunehmenden Eigenversorgung von Haushalten und Unternehmen, etwa mit PV-Anlagen, der Verbrauch zurückgehen. Bereits in den vergangenen Jahren habe man Rückgänge von jährlich 5 Prozent verzeichnet, sagte Tölgyes. 

2024 waren die Netzentgelte für Haushalte im Schnitt um 11 Prozent gestiegen. In Wien legten sie um fast 9 Prozent, in Vorarlberg um mehr als 20 Prozent, in Salzburg um mehr als 26 Prozent und im Kleinwalsertal sogar um fast 33 Prozent zu. 

Wie werden die Netzentgelte festgelegt?

Festgelegt werden die Netzentgelte von der Regulierungsbehörde E-Control. Bis zum Jahresende muss sie die Systemnutzungsentgelte-Verordnung vorlegen. Die E-Control prüft die von den Netzbetreibern übermittelten Investitions- und Betriebskosten und legt sie auf die Netznutzer um. 

Die Kosten würden dabei aber ungleich verteilt, sagt der AK-Ökonom. Während die Stromerzeuger lediglich 9,4 Prozent tragen, müssen die Verbraucher, also Haushalte und Unternehmen, für den Rest aufkommen. 

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"Haushalte überproportional beteiligt"

Aber auch unter den Verbrauchern gebe es eklatante Unterschiede, wie Tölgyes vorrechnet. So waren demnach Haushalte im vergangenen Jahr für 27 Prozent des Stromverbrauchs verantwortlich, mussten aber 44 Prozent der Netzkosten tragen. 

Auf die Großindustrie gingen wiederum 30 Prozent des Stromverbrauchs zurück, der Anteil an den Netzkosten betrug aber lediglich 14 Prozent. "Haushalte werden überproportional beteiligt, während das bei der Großindustrie umgekehrt ist", fasst Tölgyes zusammen. 

Faire Aufteilung gefordert

Es brauche eine faire Aufteilung der Kosten, so der AK-Ökonom. Erzeuger und Großverbraucher müssten stärker daran beteiligt werden. Begleitend werde es aber Maßnahmen für die energieintensive Industrie brauchen, für die der Strompreis ein Wettbewerbsfaktor sei, sagte Tölgyes. 

Die Arbeiterkammer schlägt eine Reihe weiterer Maßnahmen vor, um die Kosten zu senken. So müsse auch der Netzausbau optimiert und Verbrauch und Einspeisung besser aufeinander abgestimmt werden. 

Tölgyes spricht sich auch für eine öffentliche Ko-Finanzierung des Netzausbaus über staatliche Garantien aus. Netzbetreiber könnte so günstigere Kredite bekommen. Die Abschreibung der Investitionskosten müsste auch auf einen längeren Zeitraum verteilt werden, sagte Tölgyes. Schließlich würden die Netze auch über mehrere Generationen genutzt.