Signa-Holding-Pleite: Benko muss Millionen für Fortführung zuschießen
In der fünf Milliarden Euro schweren Pleite der Signa Holding um René Benko werden jetzt erste Nägel mit Köpfen gemacht. "Für die Finanzierung des komplexen Verfahrens werden weitere Sicherstellungen notwendig sein. Der exakte Liquiditätsbedarf wird diese oder kommende Woche feststehen, dürfte jedoch über den teilweise bereits getätigten und zugesagten Zuschüssen von Herrn René Benko in Höhe von in Summe bisher drei Millionen Euro liegen. Die weitere Fortführung des Verfahrens erfordert außerdem die Wiedererlangung der Kontrolle über einzelne Teile der Signa-Unternehmensgruppe, soweit dies überhaupt noch möglich ist. Der Sanierungsverwalter plädiert deshalb für die Schaffung eines gruppenübergreifenden Lenkungsgremiums für die Restrukturierung der gesamten Gruppe", heißt es in einer Aussendung von Sanierungsverwalter Christof Stapf.
Nach eigenen Angaben der Signa Holding im Insolvenzantrag verfügt allein die Holding über 53 direkte Beteiligungen an Gesellschaften und mittelbare Beteiligungen an mehreren hundert weiteren Gesellschaften. "Das vorläufige Organigramm der Gruppe per 30. September 2023 umfasst insgesamt 46 Seiten im A3-Format. Die Überprüfung hat ergeben, dass im Bereich des mittleren Managements der Gruppe ein Mangel an Managementkapazitäten mit übergreifendem Wissen besteht und die Holding ihrer Kontrollfunktionzuletzt nur noch teilweise nachgekommen ist", heißt es weiter.
Geschäftsfälle prüfen
Bisher haben 43 Gläubiger ihre Forderungen in der Höhe von rund 1,13 Milliarden Euro angemeldet und werden nun intensiv geprüft. Die Anmeldefrist für Forderung endet am 15. Jänner 2024. Es bleibt abzuwarten, heißt es weiter, ob die im Eigenantrag von der Signa Holding festgehaltenen, potenziellen Verbindlichkeiten in Höhe von fünf Milliarden Euro tatsächlich durch die Gläubiger zur Anmeldung gebracht werden.
"Vorbehaltlich weiterer Recherchen hat die bisherige Überprüfung der Geschäftsvorgänge des vergangenen Jahres mehrere Geschäftsfälle ergeben, die für das weitere Verfahren von Relevanz sind. Erst nach umfassender Überprüfung dieser Geschäftsfälle wird die Angemessenheit des von der Signa Holding angebotenen Sanierungsplanes überprüft werden können", so Stapf
Für den beschleunigten Verkauf von Beteiligungen und Vermögen wurde ein Verwertungsplan in Gang gesetzt:
- Nicht zwingend notwendige Bestandsverträge werden aufgelöst. Dazu zählen unter anderem die Bestandsverträge für die Liegenschaft des Firmensitzes im Palais Harrach und Palais Ferstl. Eine Ablöse der getätigten Investitionen in Gebäude und Inventar wird geprüft.
- Alle als Repräsentation und Akquise bezeichneten Teilbetriebe – insbesondere Jagd-, Flug und sonstige Repräsentationsaktivitäten – wurden unmittelbar geschlossen. Der Personalstand der SIGNA Holding reduzierte sich von 42 auf acht Beschäftigte. Die Verwertung des Privatjets der Signa Holding des Typs Cessna Citation XLS ist im Gange. Ziel ist ein bestmöglicher Verkauf.
- Einige Beteiligungen der Signa Holding werden mit der Zustimmung der Schuldnerin einer Verwertung zugeführt werden. Dies betrifft insbesondere die Medienbeteiligungen (Anmerkung der Redaktion: Krone,Kurier). Gespräche werden auch über die Beteiligung an der Signa RFR US Selection AG geführt, zu dessen US-amerikanischen Immobilienprojekten unter anderem das Chrysler Building in New York zählt.
- Für alle Verwertungen werden die erforderlichen Optionsanalysen, Bewertungen, „Fairness Opinions“ und sonstige Dokumentationen beauftragt und damit die erforderlichen Prozesse eingeleitet.
Vom Gericht aufgetragene Datensicherung
"In Bezug auf die Beteiligungen an Signa Development Selection AG und Signa Prime Selection AG verweist der Sanierungsverwalter auf die laufenden Restrukturierungs- und Sanierungsbemühungen der jeweiligen Gesellschaften. Der Sanierungsverwalter ist bemüht, die Stabilisierung beider Unternehmensgruppen zu unterstützen. Dies gilt auch für die SIGNA Retail GmbH, deren Tochtergesellschaften Signa Retail Selection AG und Signa European Invest Holding AG sich in einem schweizerischen Nachlassverfahren befinden. Ziel ist es, die Werthaltigkeit der Beteiligungen bzw. der ausgereichten Finanzierungen möglichst zu erhalten", so der Sanierungsverwalter.
Die vom Gericht aufgetragene Datensicherung gestalte sich als schwierig, wurde mit erheblicher Verzögerung aber nunmehr begonnen. Der Sanierungsverwalter hat Deloitte für die forensische Sicherung der Daten und deren rechtlicher Analyse hinzugezogen und Deloitte Financial Advisory GmbH gemeinsam mit Deloitte Legal als unabhängige Berater unter anderem mit der ergänzenden Analyse der Liquiditätsplanung, der Analyse des Beteiligungsportfolios und der Unterstützung bei der Abwicklung und Durchführung von Verkaufsprozessen betraut. Das Handelsgericht hat deren Nominierung als Sachverständige bestätigt.