Flughafen-Zoll: China-Packerl und Hunderttausende geschmuggelte Zigaretten
Von Marlene Liebhart
Billige Online-Shops aus China boomen. Immer mehr Menschen bestellen bei Shein, Temu und Co.
Und so nimmt auch die Zahl der Pakete zu: Heuer kamen bereits 20 Prozent mehr Lieferungen aus der Volksrepublik am Flughafen Wien an, als noch im Vorjahr. Diese Zahl präsentierte Flughafen Wien-Vorstand, Günther Ofner, gemeinsam mit Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) und Zoll-Teamleiter Roland Karner in einer Pressekonferenz am Dienstag.
„Mehr Pakete bedeuten auch besondere Herausforderungen für die am Flughafen Tätigen“, so Ofner. Die Zunahme an Paketen fordert vor allem das Zollamt.
Vor allem, weil die chinesischen Händler versuchen, Zollzahlungen gezielt zu umgehen. Wie der Handelsverband annimmt, werden höherpreisige Bestellungen häufig auf mehrere Pakete aufgeteilt, um die Zollfreigrenze (aktuell 150 Euro) nutzen zu können.
"Keine hunderprozentige Kontrolle"
Karner sagt dazu auf KURIER-Nachfrage: „Leider ist keine hundertprozentige Kontrolle möglich. Wir versuchen aber, genügend Risikoparameter in unseren technischen Systemen zu schaffen, um möglichst viele Verstöße zu entdecken.“
Sollte die Zollfreigrenze – wie aktuell auf EU-Ebene diskutiert – gänzlich fallen, würde das die Arbeit der Zöllner nicht gerade vereinfachen. „Dann müssen wir schauen, was personell möglich ist“, so Karner.
21.000 Kontrollen
Insgesamt gab es in den letzten sechs Monaten bereits rund 2.500 Aufgriffe bei fast 21.000 Kontrollen durch Zollbeamte am Flughafen Wien. Diese betrafen Fracht, Pakete und das Gepäck von Flugpassagieren.
Zum Vergleich: Der Flughafen in Schwechat hat erst vor wenigen Wochen mit 113.000 Passagieren an einem Tag seinen Allzeit-Rekord geknackt. Brunner lobt bei der Pressekonferenz die Zusammenarbeit zwischen dem Flughafen Wien und dem Zollamt.
570.000 geschmuggelte Zigaretten
Bei den durchgeführten Kontrollen wurden im letzten Halbjahr rund 1,2 Millionen Euro unangemeldetes Bargeld aus dem Verkehr gezogen. Gegen einen Passagier wurde sogar wegen Geldwäsche ermittelt, nachdem er - verteilt auf Handgepäck und Koffer - 700.000 Euro Bargeld mitführen wollte.
Mehr als 120 Kilogramm Suchtgift griff das Zollamt auf. Von der Cannabis-Legalisierung in Deutschland, die im April 2024 kam, merke man aktuell noch nichts, sagt Karner dem KURIER. Er befürchtet aber, dass es künftig vor allem in den Grenzregionen zu mehr Aufgriffen kommen wird.
Und obwohl ein erwachsener Passagier 200 Stück Zigaretten legal im Flieger mitnehmen darf, wurden in den letzten sechs Monaten 570.000 Stück geschmuggelte Zigaretten aufgegriffen. Sie wurden verbrannt und die Schmuggler mit einer Geldstrafe bestraft.
Katzenbabys in Gepäck gefunden
Weiters entdeckte das Zollamt rund 15.000 Stück gefälschte oder illegale Medikamente sowie mehr als sechs Tonnen tierische Produkte, darunter auch Lebensmittel gemäß Tierseuchenrecht.
Auch lebende Tiere wurden gefunden, wie etwa sechs Katzenbabys aus Istanbul, die nach dem Fund an eine Auffangstation übergeben wurden.