Seit 2000: Jede vierte Bankfiliale hat geschlossen
Digitalisierung und Konzentration schreiten auch im österreichischen Finanzsektor voran. Das zeigt sich an der Zahl der Bankfilialen: Gab es im Jahr 2000 im Sektor der Kreditinstitute noch 923 Hauptanstalten und 4.556 Filialen - insgesamt 5.479 - so sank die Zahl im Jahr 2019 auf nur mehr 4.140, davon 579 Hauptanstalten und 3.561 Filialen. Das bedeutet einen Rückgang von knapp 25 Prozent.
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) listet in ihrer Statistik auch die Entwicklung innerhalb der verschiedenen Sparten der Kreditinstitute auf. Dabei zeigt sich die Schrumpfung besonders bei Raiffeisen und den Volksbanken: Gab es im Jahr 2000 noch 625 Raiffeisen-Hauptanstalten mit 1.741 Filialen, waren es im Jahr 2019 nur noch 386 Hauptanstalten und 1.364 Filialen. Bei den Volksbanken existierten im Jahr 2000 noch 71 Hauptanstalten mit 472 Filialen, 2019 waren es nur mehr 9 Hauptanstalten mit 265 Filialen.
Aber auch der Sparkassensektor ist deutlich geschrumpft, von im Jahr 2000 noch 70 Hauptanstalten mit 1.397 Filialen auf zuletzt nur mehr 49 Hauptanstalten mit 835 Filialen. Zahlenmäßig zugelegt hingegen haben die Aktienbanken und Bankiers: Hier gab es im Jahr 2000 noch 61 Hauptanstalten mit 751 Zweiganstalten. 20 Jahre später waren es zwar nur mehr 42 Hauptanstalten, aber mit 875 Filialen doch deutlich mehr. Alle genannten Zahlen für 2019 beziehen sich auf das dritte Quartal des Jahres.
Geringer Rückgang bei Beschäftigung
Bei den Beschäftigten in der Branche zeigt sich allerdings nur ein geringer Rückgang. Die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer lag im Jahr 2000 bei 75.071 Personen, davon waren mit 39.761 die Mehrheit Frauen. Im Jahr 2018 waren es 73.508 Beschäftigte, davon 39.997 Frauen (das sind 54,4 Prozent). Der Rückgang innerhalb von fast 20 Jahren betrug also "nur" 1.563 Personen oder 2,1 Prozent. Dazwischen gab es allerdings noch eine Aufwärtsentwicklung: Der Höhepunkt wurde im Jahr 2008 erreicht, als 80.293 Personen im Sektor arbeiteten. Die Beschäftigtenzahl wird von der OeNB nach Köpfen und nicht nach Vollzeitäquivalenten gemessen. Rund ein Drittel der Beschäftigten, 24.867 Personen im Jahr 2018, ist in Wien tätig.
Dass die Zahl der Filialen innerhalb von rund 20 Jahren um ein Viertel schrumpfte, die Zahl der Beschäftigten aber nur um 2 Prozent, wird von der OeNB mit mehreren Faktoren erklärt: So ging die Zahl der Vollzeitbeschäftigten um 22 Prozent auf rund 50.000 zurück, während sich die Anzahl von Teilzeitkräften auf knapp 23.000 mehr als verdoppelt hat (+130 Prozent). Der Personalabbau bei den österreichischen Banken erfolge verstärkt über Pensionierung, die dann entweder gar nicht oder mit Teilzeitkräften nachbesetzt werden. Bei Filialschließungen würden die Mitarbeiter von aufgelassenen Zweigstellen meist auf andere Standorte verteilt oder umgeschult und in andere Bereiche versetzt. Zudem gebe es Bereiche wie z. B. die IT, in denen die Mitarbeiterzahlen aufgrund der sich verändernden Geschäftsmodelle gegen den Trend aufgestockt werden.
Starken Zuwachs gibt es hingegen bei Bankomaten: Im Jahr 2005 listet die OeNB 7.382 Geldausgabegeräte (ATM) auf, die von Betreibern aufgestellt wurden, die in Österreich ihren Hauptsitz haben oder auf Basis der Niederlassungsfreiheit tätig sind. Im Jahr 2019 waren es 8.793 Geräte, also eine Steigerung um knapp ein Fünftel (19 Prozent).
Auch das Online-Banking ist weiter auf dem Vormarsch. Branchenweit nutzen 59 Prozent aller heimischen Bankkunden digitale Kanäle für ihre Bankgeschäfte. Bei der Bank Austria nutzen 63 Prozent der Kunden Internetbanking, 41 Prozent verwenden Mobile Banking. Auch bei Raiffeisen sind es gut 60 Prozent der Kunden, die ihre Bankgeschäfte online erledigen.