Seilbahnen: Im Winter wird das Tempo gedrosselt
Von Simone Hoepke
Höhere Liftpreise gepaart mit weniger Angebot auf der Piste? Offenbar droht Skifahrern kommenden Winter genau dieses Szenario. Nicht nur in den Schweizer Bergen, auch in Österreich.
Seilbahnsprecher Franz Hörl denkt jedenfalls schon laut über Energieeinsparungspotenziale nach. „Zehn bis 15 Prozent werden schon drin sein. Uns soll man dann nicht wieder vorwerfen können, dass wir stur sind“, sagt Hörl im KURIER-Gespräch. Unter anderem denkt der Seilbahner aus dem Zillertal über weniger Beleuchtung an den Tal- und Bergstationen, weniger aufgeheizte Restaurants entlang der Pisten und vielleicht sogar das Ausschalten von Sitzplatzheizungen am Sessellift nach.
In der Planai wird jedenfalls gerade heftig evaluiert. Bis zu 30.000 Skifahrer verteilen sich an Spitzentagen auf die 54 Seilbahnen und Liftanlagen des Skigebiets. Von Angebotseinschränkungen sollen die Gäste nichts mitbekommen, sagt Geschäftsführer Georg Bliem. Sein Team klopft gerade 41 Punkte auf ihr Energieeinsparungspotenzial ab. Gedacht wird unter anderem an reduzierte Betriebszeiten oder sich langsamer im Kreis drehende Seilbahnen. Solche Maßnahmen könnten zu acht bis zehn Prozent Stromeinsparung führen, rechnet Bliem vor: „Wir können je nach Gästeaufkommen die Fahrgeschwindigkeit anpassen. Also die Gondel langsamer fahren lassen, wenn die meisten Gäste schon am Berg sind. Der Skifahrer wird nicht wirklich merken, dass er statt bisher 12 Minuten nun 13 Minuten auf die Planai fährt.“
Nachgedacht wird auch über die Beschneiung, die allerdings ein heikles Thema sei, wie Eric Wolf, Geschäftsführer des Seilbahnverbandes, betont. „Sie können ja nicht einfach beschneien, wenn es ihnen spontan einfällt. Es muss schon die Temperatur passen. Und das ist wenige Tage in der Saison der Fall.“ Sprich, an diesen Tagen muss quasi das Fundament für den Schneeteppich gelegt werden. „Das ist für unsere Arbeit so wichtig wie das Eisenerz für die voestalpine“, sagt Wolf. Denn auch ein schneereicher Winter macht noch keine Saison. Der Naturschnee haltet die Belastungen einer Piste schlicht nicht lange genug aus. Auch dazu hat sich die Planai schon etwas überlegt, sagt Bliem: „Wir haben Pisten mit bis zu 120 Meter Breite, wenn wir dieses Jahr nur 100 Meter Breite beschneien, ist das keine Einschränkung des Angebots.“
Die Nacht wird finster
Reduziert wird aber wohl das Angebot für Nachtschwärmer. Konnte man bisher sechs Tage die Woche auf der Hochwurzen bei Flutlicht Nachtskifahren, könnten es heuer ein, zwei Tage weniger sein. Dass das einen großen Aufschrei verursacht, glaubt Bliem nicht. Denn noch beliebter als das traditionelle Nachtskifahren sei traditionell das Nachtrodeln – „und dafür brauchen wir deutlich weniger Beleuchtung und damit Energie.“
Apropos Energie: Den Vorwurf, dass die Seilbahnen diese quasi verschwenden, lässt sich Hörl nicht gefallen. Er verweist auf eine Studie seines Verbands, wonach die Branche „nur“ 750 GWh Energie verbraucht, durch Geräte im Standby-Modus würden 800 GWh verpuffen. Hörls Schlussfolgerung: „Wenn Skifahrer ihre Geräte nicht auf Stand-by laufen lassen, können sie mit bestem Gewissen Skifahren gehen.“
Stromfresser
Laut dem Verband der Seilbahner liegt der Strombedarf der gesamten Branche bei 750 GWh und damit bei 1,2 Prozent des gesamten heimischen Energiebedarfs. Kunstschnee-Produktion inklusive. Allein durch Standby-Verluste würden in Österreich mehr als 800 GWh pro Jahr verpuffen
525Tausend kWh
werden pro Winter benötigt, um ein Skigebiet mit 30 Hektar Pistenfläche technisch zu beschneien. Seilbahner argumentieren, dass ein durchschnittliches kommunales Hallenbad einen Bedarf von etwa 750.000 kWh habe