Sechs Einhörner unter den österreichischen Start-ups
Von Anita Kiefer
Seit 2010 wurden in Österreich mehr als 2.800 Start-ups gegründet. Die Hälfte der Gründungen erfolgt in Wien. Acht von zehn Start-ups planen, in den kommenden 12 Monaten Mitarbeitende einzustellen. Und: Noch immer sind es überwiegend Männer, die Start-ups gründen: Bei nur 17 Prozent liegt der Anteil von Gründerinnen in der Start-up-Branche, über 35 Prozent der Start-ups haben zumindest eine Frau im Gründungsteam.
Diese Daten gehen aus dem aktuellen Austrian Start-up-Monitor 2021 hervor, der heute Vormittag von Wirtschafts- und Digitalministerin Margarethe Schramböck (ÖVP), Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) und Amelie Groß, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich, präsentiert wurde.
Außerdem: Es gibt in Österreich aktuell sechs Unicorns, also Start-ups mit einer Bewertung von über eine Milliarde Dollar, und 12 weitere sogenannte Soonicorns, also Start-ups, die diese Bewertung bald erhalten könnten.
Projekt in Warteschleife
Einig ist man sich, dass die Rahmenbedingungen in Österreich für Start-ups verbessert werden sollen. Gewessler etwa sprach sich für "zielgerichtete Förderungen" und mehr "Transparenz" sowie mehr Frauen als Gründerinnen aus.
In der Praxis verzögert sich diese Verbesserung aber ziemlich. Bereits 2020 wollte die Regierung eine neue Gesellschaftsrechtsform präsentierten, ursprünglich bekannt als "Austrian Limited". Diese sollte die Unternehmensgründung vereinfachen und unter anderem die Beteiligung der Mitarbeitenden erleichtern. Seither ist man sich im Justiz- und im Wirtschaftsministerium aber offenbar uneinig, was den Gesetzesentwurf über die jetzt sogennante FlexCo (Flexible Company) und FlexKapG (Flexible Kapitalgesellschaft) angeht. Zuletzt gingen der Start-up-Community die am Tisch liegenden Vorschläge nicht weit genug (der KURIER berichtete hier).
Keine Zeitangabe
Was den Zeithorizont für die neue Gesellschaftsrechtsform angeht, wollte sich Schramböck auch heute nicht festlegen. "Da laufen die Verhandlungen mit dem Justizministerium", so Schramböck. Man werde sich Zeit nehmen, die neuen Aspekte einzuarbeiten, die etwa das Start-up-Comittee vorgeschlagen hat. Das ist beispielsweise das Thema des Notariatsaktes.
Es sei gut, hier auf Sicherheit zu achten, erklärte die Ministerin, aber man müsse auch mehr auf Geschwindigkeit achten. Man müsse also "schon überdenken", wie man das bisher gemacht habe. "Ich hoffe, dass wir bald zu einer Einigung kommen", sagte Schramböck gefragt nach einem Zeithorizont.
Forderungen der Wirtschaft
In den nächsten Jahren werden 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze in den Start-ups geschaffen, erklärte Amelie Groß, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich. Aktuell sind in Österreich rund 25.000 Personen in einem Start-up beschäftigt. Für die Zukunft der Start-ups brauche es laut Groß drei Dinge. Einerseits Zugang zu Kapital. Groß forderte in diesem Zusammenhang erneut die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags.
Das ist keine neue Forderung, die Junge Wirtschaft, deren Bundesvorsitzende Groß vor ihrer aktuellen Funktion war, hat diese schon seit Jahren immer wieder vorgebracht. Dieser Beteiligungsfreibetrag soll für Business Angels und Private bis zu einer Marke von bis zu 100.000 Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren gelten. Diese Investitionen sollen von der Steuerbemessungsgrundlage abgeschrieben werden können. Außerdem brauche es vereinfachte Möglichkeiten für Talente aus Drittstaaten, die Rot-Weiß-Rot-Karte zu beantragen, sowie eben die neue Gesellschaftsform.