Russischer „Rustbelt“ von Kriegswirtschaft gestärkt
Von Martin Meyrath
Die russische Industrie profitiert stark von den öffentlichen Ausgaben im Zuge des Ukraine-Kriegs. Insbesondere in vielen ärmeren Regionen kommt es zu einer neuen Blüte des produzierenden Bereichs, berichtet die Londoner Financial Times.
„Die am wenigsten entwickelten Regionen und die einkommensschwachen Bevölkerungsschichten sind die Gewinner“ zitiert das Blatt die russisch-stämmige Politikwissenschafterin Ekaterina Kurbangaleeva. Zum einen liege das am erheblichen Aufwand, den der Krieg verursacht.
Etwa 2,5 Millionen Menschen arbeiten in Russland in der Rüstungsindustrie. Die hohen Staatsausgaben für den Krieg machen sich aber auch in anderen Sektoren wie etwa Stahl oder Textilien bemerkbar.
Teilweise werden laut dem Bericht der Financial Times Industriekapazitäten erstmals seit Jahrzehnten wieder genutzt. Da dafür inzwischen die Fachkräfte fehlen, werden ehemalige und mittlerweile pensionierte Mitarbeiter zurückgeholt.
Aber auch für jüngere Arbeitnehmer dürfte sich der Boom bezahlt machen. Denn die Gehälter in den betroffenen Regionen sind stark gestiegen. Und mit den steigenden Reallöhnen steigt auch die Inlandsnachfrage.
Drei Prozent Wirtschaftswachstum
Der russische „Kriegskeynesianismus“ führt heuer laut Prognosen zu einem Wirtschaftswachstum von etwa drei Prozent, westlichen Sanktionen zum Trotz.
Güter, die nicht im Land produziert oder von anderen Handelspartnern bezogen werden können, werden oftmals über Drittstaaten importiert. Zum Vergleich: Die Volkswirtschaften der Eurozone werden heuer nach Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) um etwa 0,9 Prozent wachsen.