Roboter verlieren ihren Job: Adidas sperrt Hightech-Fabriken zu
Sie galten als Blick in die Zukunft der Massenproduktion: Die „Speedfactories“ von Adidas. 2016 hatte der Sportartikelhersteller nahe seiner Zentrale im mittelfränkischen Ansbach seine erste hochinnovative Pilotfabrik eröffnet. 2017 folgte eine weitere in Atlanta, USA.
Billiger als in Asien?
Die Vision: Mit nahezu vollautomatisierten Roboterfabriken sollte die Produktion von Laufschuhen näher an die großen Absatzmärkte herangeholt werden. Mit Technologien wie Industrierobotik, 3D-Druck und Losgröße-Eins-Produktion wollte Adidas die Kostenfaktoren Löhne und Transport minimieren. Künftig müsste somit nicht mehr in Billiglohnländer in Südost-Asien ausgewichen werden, war die Überlegung.
Ökologisch günstiger
Der günstige Nebeneffekt: Der mit hohem CO2-Ausstoß verbundene Transport auf Containerschiffen würde somit ebenfalls obsolet, weil das Adidas-Schuhwerk vor Ort genau abgestimmt auf den Kundenbedarf hergestellt werden sollte. Der Ursprungsplan sah ein globales Netzwerk solcher „Speedfactories“ vor.
Daraus wird nun nichts, es blieb bei der Vision: Am Montag teilte Adidas überraschend mit, dass die beiden Speedfactories zugesperrt werden. Mit Details zu den Gründen wurde gegeizt. Bekannt ist allerdings, dass die Fabriken äußerst teuer waren und die Produktion kompliziert auf unterschiedliche Produkte umzustellen war.
Einfacher in Asien
Martin Shankland, der Chef der globalen Adidas-Aktivitäten, sagte, die Fabriken hätten dem Unternehmen zwar geholfen, Expertise in der Automatisierungstechnik aufzubauen. Die Anwendung dieser Erkenntnisse sei aber bei den Zulieferern in Asien „flexibler und ökonomischer“ umzusetzen.
Das 1949 von Adi Dassler gegründete Unternehmen hat seine Produktion zum Großteil von Europa nach Asien ausgelagert. Vor allem in China und Vietnam arbeitet mehr als eine Million Arbeiter in Vertragsfabriken.
Test-Labor bleibt in Deutschland
Spätestens im April 2020 werden die Speedfactories geschlossen, zwei Zulieferer in Asien sollen die Technologie künftig einsetzen – für eine größere Bandbreite an Produkten, also nicht nur für Laufschuhe. Adidas wird Herstellungsprozesse allerdings weiterhin in seinem „adiLab“ im deutschen Scheinfeld testen.
Auch die Kooperation mit Oechsler, der deutschen Technologiefirma, welche die beiden Fabriken ausgerüstet hatte, wird fortgesetzt – allerdings in anderen Produktionsbereichen: beispielsweise für die Adidas-Boost-Laufschuhe, Sohlen von Fußballschuhen oder 3D-gedruckte Schuhsohlen.