Wirtschaft

Regeln fürs Privatleben: Wieder Vorwürfe gegen Huawei

In der Schweiz gibt es neue Enthüllungen über die Arbeitskultur beim chinesischen Netzwerk-Riesen Huawei. Zusammengetragen und veröffentlicht wurden sie von einem Recherchenetzwerk rund um das Schweizer Magazin Republik. Die Informationen stammen aus internen Dokumenten wie eMails und Arbeitsaufzeichnungen sowie  Aussagen von chinesischen Mitarbeitern, die für Huawei in der Schweiz arbeiten. 

Militärischer Ton

Wie der Schweizer Tagesanzeiger berichtet, ist der interne Umgangston bei Huawei militärisch geprägt. So soll Firmen­gründer Ren Zhengfei gefordert haben, dass Außendienst­mitarbeiter den "Lärm der Artillerie" hören müssen. Kadermitglieder sollen von "Schlachten" gesprochen haben, die an der "Front" geführt werden. Zhengfei selbst diente am Forschungsinstitut der Volksbefreiungsarmee in einer auf Informationstechnologie spezialisierten Einheit.

Alle Inhalte anzeigen

Verhaltensregeln

Interne Dokumente sollen weiters strenge Verhaltens­regeln für das Privat­leben und Konsequenzen bei Nicht­einhaltung festlegen. Laut Tagesanzeiger berichtet ein ehemaliger Angestellter von Huawei Schweiz, er sei aufgefordert worden, zu kündigen, weil er mit seiner westeuropäischen Partnerin ein Kind erwartet habe. Der Mann vermutet, Huawei wolle so verhindern, dass chinesische Mitarbeiter im Ausland Wurzeln schlagen.

Gehaltsrückzahlung

Weiters sollen Mitarbeiter, die nach China zurückkehren wollen und in der Schweiz mehr verdient haben, die Lohndifferenz selbst tragen. Ein ehemaliger Mitarbeiter von Huawei Schweiz berichtete, dass sein Arbeitgeber 60.000 Franken von ihm zurückforderte, als er nach China zurückkehrte. 

Alle Inhalte anzeigen

Huawei: "Halten uns an Verpflichtungen"

Huawei Schweiz weist die Vorwürfe zurück. Das Unternehmen würde sich an die hiesigen Gesetze und Vorschriften halten. "Wir erfüllen alle gesetzlichen Verpflichtungen gegenüber unseren Mitarbeitern und werden von staatlichen Stellen regelmäßig und beanstandungslos geprüft", zitiert der Tagesanzeiger einen Huawei-Sprecher. Die Schweizer Ländergesellschaft fungiere im Rahmen des internationalen Auftrags des Mutterkonzerns als "Gastunternehmen und die Schweiz als Gastland". Am Ende des Arbeitsauftrags sollte der Mitarbeiter in sein Heimatunternehmen und in sein Heimatland zurückkehren, so der Huawei-Sprecher.

An der Recherche beteiligt waren Journalisten des  The Daily Telegraph  (Großbritannien), El Mundo  (Spanien) , Netzpolitik.org  sowie das Schweizer Magazin Republik. Auch die Whistleblowing-Plattform The Signals Network lieferte Infos.