Wirtschaft

RBI-Chef zu Russland: Gewinne "nicht unbedingt gewünscht"

Nach wie vor dreht sich bei der Raiffeisen Bank International (RBI) alles um Russland. So auch bei der Bilanzpressekonferenz gestern, Mittwoch. Schon in einem minutenlangen Eingangsstatement vor Präsentation der Zahlen versuchte Vorstandschef Johann Strobl die schwierige Situation des Instituts zu erklären. „Es war ein extrem ungewöhnliches Jahr. Sehr gute Ergebnisse auf der einen, enorme Probleme auf der anderen Seite.“

Beides hängt mit Russland zusammen. Die dortige Tochter sorgt zwar für zwei Milliarden Nettogewinn in der Bilanz (von insg. 3,6 Mrd., s. Grafik), aber eben auch für die genannten Probleme. Denn seit dem Krieg der Russen gegen die Ukraine vor knapp einem Jahr versucht die RBI eine Antwort auf die Frage zu finden, wie und ob es in dem Land geschäftlich weitergehen kann.

Alle Inhalte anzeigen

„Wir arbeiten seit Monaten mit Hochdruck an einer Lösung“, so Strobl. Ergebnis gebe es aber nach wie vor keines. Generell sei der Rückzug aus einem Land ein komplexes und langes Verfahren. In Russland seien obendrein die Rahmenbedingungen andere und sie würden sich auch ständig ändern. „’Wir machen weiter wie bisher’, wäre die schnelle und einfache Antwort“, so der Bankchef. Dem ist aber nicht so.

Hohe Liquidität

So werden seit Kriegsbeginn keine Neukredite mehr vergeben. Infolge sank das Kreditportfolio um knapp ein Drittel. Dennoch vervierfachte die RBI im Vorjahr den Gewinn in dem Land. Strobl begründete dies mit Währungseffekten und den strengen Devisenkontrollen. Unternehmen müssten binnen weniger Tage ihre Erlöse aus Exporten in Rubel tauschen. Und nicht zuletzt habe die Tochterbank eine Liquiditätszufuhr seitens der Kunden erhalten, „die nicht unbedingt gewünscht war“.

Von den hohen Gewinnen hat die Mutter aber nicht viel. Denn die neuen russischen Gesetze untersagen eine Verwendung außerhalb Russlands. Und somit ist dieser Gewinn für die RBI nicht dividendenwirksam. Die schwierigen Umstände jedenfalls dürften laut Strobl zu einer Verschiebung über die Dividendenzahlung für 2022 über Ende März hinaus führen. Das Management schlägt jedenfalls 0,80 Euro je Aktie vor.

Alle Inhalte anzeigen

Eine Möglichkeit für die RBI ist der Verkauf der russischen Tochter. Dies könnte theoretisch ohne Kaufpreis oder Entschädigung erfolgen, obendrein ist eine Genehmigung Russlands erforderlich. Strobl zufolge gibt es Interessensbekundungen, aber nicht von westlichen Banken. Die RBI habe in Russland einen Marktanteil von 1,5 Prozent. „Für die russische Wirtschaft ist die RBI nicht entscheidend.“

Bezüglich Weißrussland, wo sich der Gewinn mehr als verdoppelte, will die RBI „mittelfristig überlegen, welchen Platz wir diesem Land einräumen“. In der Ukraine wiederum halbierte sich der Gewinn. Zu den neuen Sanktionen dort gegen die russische Leasingtochter sagte Strobl, dass keine neuen Verträge abgeschlossen würden. Und russischen Soldaten müssten laut Gesetz Kredite gestundet werden. „Ich bin sicher kein Kriegshelfer“, wehrt er sich gegen entsprechende ukrainische Vorwürfe.