Österreich auf Kurs bei Energiewende: 140.000 neue PV-Anlagen
Von David Kotrba
"Der Ausbau der Erneuerbaren Energien erlebt in Österreich einen nie dagewesenen Boom. Das ist nicht nur ein Trend, das ist eine nachhaltige Entwicklung." Dieses positive Resümee zieht Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control bei der Vorstellung des neuesten EAG-Monitoringberichts. Der Energieregulator hat zum insgesamt dritten Mal überprüft, wie sehr das Land auf Schiene ist, um die Ziele zu erreichen, die 2021 im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz festgelegt wurden. Das wichtigste: Bis 2030 sollen bilanziell 100 Prozent des Stromverbrauchs durch Erneuerbare gedeckt werden.
Viel Wasser, Wind und Sonne 2023
Im vergangenen Jahr ist Österreich diesem Wert mit 92 Prozent schon sehr nahe gekommen. 2022 lag der Wert noch bei 78 Prozent. 2023 wurde jedoch mehr Strom aus Wasser-, Wind- und Solarkraft erzeugt. Je nach Wetter kann es hier von Jahr zu Jahr sehr unterschiedliche Werte geben. Außerdem wurde kräftig zugebaut, vor allem bei Solarenergie. "140.000 neue Photovoltaikanlagen sind 2023 ans Netz gegangen. Die haben eine Engpassleistung, die jener aller Donaukraftwerke in Österreich entspricht", sagt Urbantschitsch.
Drei gute Gründe für eigene PV-Anlage
Für den enormen Schub bei Photovoltaik gibt es laut der E-Control drei große Gründe: Hohe Energiepreise, vor allem durch die Energiekrise durch die russische Invasion der Ukraine, gute Fördermöglichkeiten und persönliche Motivation. Urbantschitsch: "Menschen wollen einen Beitrag leisten, für die Abkehr von fossilen Energiegträgern und die Unabhängigkeit von russischem Gas." 98 Prozent der installierten PV-Leistung entfällt auf Privathaushalte, nur zwei Prozent auf Unternehmen. Ihr Anteil nimmt aber zu, sagt E-Control-Vorstand Alfons Haber.
Windkraft nicht vergessen
Haber merkt an, dass neben der Photovoltaik nicht auf die Windkraft vergessen werden sollte. Bei erneuerbaren Energien sei Österreich aufgrund seiner geografischen Situation mit viel Gebirge und viel Wasser privilegiert. Im Winter sinke die Stromproduktion durch Wasser- und Solarkraft jedoch, jene von Windkraft steige und könne Rückgänge ausgleichen. Bei guten Wetterbedingungen können Wasser-, Wind- und Solarkraft den gesamten Stromverbrauch des Landes abdecken. So habe man es heuer im Frühjahr etwa einige Wochen lang erlebt. Im Winter freilich benötige man Gaskraftwerke immer noch sehr.
Abwarten bei grünem Gas
Apropos Gas: Das EAG sieht auch einen Ausbau bei erneuerbaren Gasen auf 5 Terawattstunden bis 2030 vor. Hier sieht es trist aus. Der Anteil am Gesamtgasverbrauch liegt bei 0,12 Prozent. "Hier sehen wir wenig Dynamik", sagt Haber. "Potenzielle Anlagenerrichter warten auf das Erneuerbare-Gas-Gesetz." Gasimporte aus Russland gehen unterdessen zurück und das soll so bleiben. "Es gibt andere Quellen und die Transportwege dafür. Energieversorger wenden sich von russischem Gas ab", sagt Urbantschitsch.
Energiegemeinschaften wachsen
Zurück zu Strom: In steigendem Maße wird dieser von Privatpersonen erzeugt und mittels Energiegemeinschaften mit anderen geteilt. Die Anzahl von Erneuerbaren Energiegemeinschaften (EEG) und Bürgerenergiegemeinschaften (BEG) steigt rasant. Mitte 2023 waren 364 EEGs in Betrieb, Mitte 2024 waren es 1.650 EEGs, dazu kamen 234 BEGs. "Diese Dynamik ist beachtlich", sagt Urbantschitsch. Es gebe aber Probleme beim Datenaustausch. "Da braucht es ein paar Nachbesserungen im Gesetz. Wir hoffen sehr darauf, dass das Elektrizitätswirtschaftsgesetz demnächst kommen wird."
Moderate Förderungen
Der EAG-Monitoringbericht schlüsselt auch die Fördersituation bei erneuerbarer Energie genau auf. In Österreich gibt es zwei große Förderregime: Das Einspeisetarifsystem nach dem Ökostromgesetz von 2012 und das Marktprämienmodell nach dem EAG 2021. Hier zeigt sich eine klare Verschiebung hin zum Marktprämienmodell. 2023 wurden in Österreich wieder mehr Fördermittel abgeholt, nachdem es 2022 aufgrund hoher Energiepreise sogar einen Überschuss im Fördertopf gab. Die Gesamtförderung belief sich 2023 auf rund 180 Millionen Euro.
"Das ist erheblich weniger als in den Jahren zuvor. Wir waren schon mal bei 800 Millionen Euro", meint Urbantschitsch. Langfristig rechne man mit immer weniger Förderbedarf. "Mit den derzeitigen Preisen rechnet sich eine PV-Anlage auf dem Hausdach jedenfalls."