OMV klagt Dossier wegen Berichterstattung
Der teilstaatliche Mineralölkonzern verklagt die Rechercheplattform Dossier und verlangt 130.000 Euro Schadenersatz. Das hat Dossier auf seiner Website und via Twitter gemeldet. Hintergrund soll die kritische Berichterstattung zum Konzern sein.
Dossier hat im Oktober 2020 über die Akquisition von Borealis berichtet und dabei unter anderem die Frage aufgeworfen, ob die OMV in Anbetracht eingetrübter Geschäftsaussichten zu viel für das Unternehmen bezahlt hat.
Der Mineralölkonzern bezahlte Mubadala, dem Staatsfonds von Abu-Dhabi, der wiederum an der OMV beteiligt ist, rund vier Milliarden Euro für die Anteile des Plastikproduzenten. Auch der KURIER berichtete über den größten Deal der österreichischen Industriegeschichte. Eine zweite Klage betrifft einen weiteren Artikel zu dem Thema, der im Jänner veröffentlicht wurde.
Die OMV begründet die Klage gegenüber dem Standard damit, dass in den Artikeln zentrale Aspekte des Borealis-Deals trotz entsprechender Hinweise falsch wiedergegeben wurden. Dadurch sei dem Unternehmen ein Reputationsschaden entstanden. Dossier weist den Vorwurf zurück und behauptet, die OMV hätte die übermittelten Fragen nur sehr unkonkret beantwortet.
Die Medienanwältin Maria Windhager, die das Medium vertritt, bezeichnet das Vorgehen des Konzerns hingegen als "klassische Einschüchterungsklage". „Es geht ganz gezielt darum Macht zu demonstrieren, Kritiker einzuschüchtern und Dossier in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben“, so Windhager.
Prominente Zeugen
Der Prozess beginnt am 28. Mai am Handelsgericht Wien. Laut Dossier ist eine Reihe prominenter Zeugen aus dem Aufsichtsrat der OMV geladen: Öbag-Vorstand Thomas Schmid, Tyrolit-Chef Christoph Swarovski, Ex-EZB-Direktorin Gertrude Tumpel-Gugerell sowie die Betriebsräte Angela Schorna und Gerhard Singer. Dazu kommen noch Ex-OMV-Konzernbetriebsratsvorsitzende Christine Asperger und der ehemalige OMV-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Berndt.