Wirtschaft

OMV-Chef: Alles neu macht der Mai

Die pikante Posse um den Abgang von OMV-Vorstandschef Gerhard Roiss zieht weite Kreise. Wie der KURIER berichtete, soll auf den OMV-Chef Roiss derart Druck ausgeübt worden sein, dass er den Konzern vorzeitig verlassen wird. Der Hauptgrund für den vorzeitigen Abgang war laut ÖIAG, dass die Chemie zwischen dem OMV-Boss, seinen Vorstandskollegen und auch Teilen des Aufsichtsrats nicht mehr stimmte. Eine Beilegung der Streitereien war nicht in Sicht. Daher bot Roiss dem Aufsichtsrat am 14. Oktober seinen vorzeitigen Abgang per Ende Juni 2015 an, der einstimmig angenommen wurde.

Zeitfrage

Ob Roiss zu diesem Schritt genötigt wurde, ist – zumindest vom Zeitablauf her – nur noch schwer nachvollziehbar. Im Herbst 2014 war bei ÖIAG-Chef Rudolf Kemler eine anonyme Anzeige gegen Roiss eingelangt, in der erneut schwere Vorwürfe erhoben wurden – im Zusammenhang mit dem Kauf des rumänischen Öl- und Gaskonzerns Petrom im Jahr 2004.

Ein genaues Datum, an dem die Anzeige bei der ÖIAG eintraf, gibt es nicht. Aber sie sei erst, wird in der Staatsholding betont, nach der Auflösung des Vertrags eingetroffen. Laut OMV trägt das Schriftstück allerdings keinen ÖIAG-Eingangsstempel.

Das "ominöse Schreiben traf aber erst mehr als eine Woche später (...) beim Aufsichtsratsvorsitzenden ein und das erste Gespräch darüber mit Roiss fand am 28. Oktober 2014 statt", glaubt es OMV-Aufsichtsrats-Vizechef Wolfgang Berndt ganz genau zu wissen. Das Schreiben könne daher gar nicht zur "Druckausübung" verwendet worden sein.

Auch Noch-ÖIAG-Chef Rudolf Kemler wehrt sich gegen die Vorwürfe, Druck auf Roiss ausgeübt zu haben. "Irgendjemand versucht", wird Kemler in der Presse (online) zitiert, "den Aufsichtsrat der OMV unter Druck zu setzen, um Dinge umzuentscheiden, die längst entschieden sind." Kemler hatte für Roiss’ Ablöse in der Öffentlichkeit aktienrechtlich Gründe ins Spiel gebracht, einen konkreten Vorwurf blieb er aber bisher schuldig.

Über die kolportierte angebliche Erpressung des abgelösten OMV-Chefs hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) keine Erkenntnisse. "Wir sind für den Tatbestand der Erpressung nicht zuständig und uns liegt keine Anzeige vor", sagt Oberstaatsanwalt Norbert Hauser von der WKStA zum KURIER. "Meines Wissens nach liegt uns auch keine Anzeige von Herrn Roiss selbst vor." Nachsatz: "Es gibt derzeit auch keinen begründeter Anfangsverdacht, für ein Ermittlungsverfahren von Amts wegen."

Dazu muss man wissen: Erpressung ist ein sogenanntes Offizialdelikt. Erhält eine Behörde Kenntnis von einer etwaigen Erpressung, muss sie von sich aus tätig werden. Auch bei der Staatsanwaltschaft Wien wurden bisher keine Ermittlungen eingeleitet. Es liegt auch dort weder eine Anzeige vor noch ist ein Verfahren eingeleitet worden. Pressesprecherin Nina Bussek: "Bei uns ist kein Verfahren anhängig."

Übrigens: Die OMV ließ die Vorwürfe von den Wirtschaftsprüfern KPMG und BDO sowie von einer renommierten Wiener Anwaltskanzlei prüfen. "Man hat festgestellt, dass an den Vorwürfen, die in der anonymen Anzeige angeführt werden, nichts dran ist", bestätigt ein Insider dem KURIER. "Die Sache mit der Erpressung ist daher falsch."

Nachfolger im Mai

Dass Roiss wie kolportiert tatsächlich noch ein Jahr bleibt, wird von vielen Insidern dennoch für unwahrscheinlich gehalten. In den vergangenen Wochen hatten sich Meldungen gehäuft, dass derzeit kein adäquater Nachfolger in Sicht sei und Roiss daher die OMV noch ein Jahr weiterführen soll.Zwar soll in der Aufsichtsratssitzung am 18. März sein Nachfolger noch nicht bestellt werden. Der Hauptgrund dafür ist, dass der Eigentümervertreter der OMV, das Finanzministerium, diese Entscheidung nicht einem Aufsichtsrat unter Führung des ÖIAG-Noch-Chefs Rudolf Kemler überlassen will. Ende März wird die ÖIAG aufgelöst und durch die ÖBIB ersetzt, die auch einen neuen OMV-Aufsichtsratschef kürt. Der Nachfolger von Roiss dürfte daher erst im Mai bestellt werden.