Ölpreis sinkt auf weniger als 80 Dollar pro Fass
Unstimmigkeiten über die Förderpolitik haben das Ölkartell OPEC offenbar dazu veranlasst, sein für das Wochenende anberaumte Treffen zu verschieben. Die Zusammenkunft werde auf den 30. November verschoben, teilte die OPEC am Mittwoch auf ihrer Internetseite mit. Die Ölpreise reagierten mit deutlichen Abschlägen auf die Nachrichten.
Sowohl die Nordseesorte Brent als auch die US-Marke West Texas Intermediate (WTI) gaben spürbar nach. In einer ersten Reaktion sanken die Preise für ein Barrel (159 Liter) um jeweils gut drei US-Dollar auf 79,35 Dollar (Brent) beziehungsweise 74,66 Dollar (WTI).
Wie Bloomberg berichtete, ist der große Produzent Saudi-Arabien unzufrieden mit der Produktion der anderen Förderländer. Saudi-Arabien hat seine Produktion in den vergangenen Monaten freiwillig verringert, um die Erdölpreise zu stützen. Ähnlich geht Russland vor, das zusammen mit den Saudis den größeren Verbund OPEC+ anführt. Die Gespräche zwischen den OPEC-Ländern gestalteten sich schwierig, berichtete die Agentur.
Die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) ist ein 1960 gegründetes Kartell großer Ölförderländer. Mitglieder sind Irak, Iran, Kuwait, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Algerien, Libyen, Angola, Äquatorialguinea, Gabun, Nigeria, Republik Kongo und Venezuela.
Im Rahmen der OPEC+ Stimmt die OPEC ihre Politik mit weiteren großen Förderländern ab. Das wichtigste davon ist Russland. Zusammen produzieren die Staaten der OPEC+ rund 40 Prozent des weltweiten Angebots. Ihre Entscheidungen können unmittelbar Auswirkungen auf den Ölpreis haben. Der größte Ölproduzent der Welt, die USA, sind nicht Teil der OPEC+
"Unsicherheit ist nie gut für die Finanzmärkte, da die Märkte jetzt länger warten müssen, um Klarheit darüber zu bekommen, was die OPEC+ im nächsten Jahr tun wird", sagte UBS-Analyst Giovanni Staunovo. "Die Verschiebung des Treffens zeigt auch, dass es unter den Gruppenteilnehmern teilweise unterschiedliche Ansichten gibt."
Förderkürzungen stützen den Ölpreis
Einige Beobachter erwarten, dass die Kürzung der Öllieferungen im nächsten Jahr verlängern oder sogar verschärft werden dürfte. "Wir sehen für die Gruppe Spielraum für eine stärkere Reduzierung", sagte etwa Analystin Helima Croft von RBC Capital. Saudi-Arabien könnte aber andere Mitglieder verlangen, mehr zu drosseln, um die Last stärker zu teilen.
In den vergangenen Wochen sind die Erdölpreise aus Konjunktursorgen überwiegend gefallen. Das warf unter Marktteilnehmern die Frage auf, wie die OPEC-Länder weiter vorgehen wollen. Als wahrscheinlich galt bisher eine Verlängerung der bisherigen Produktionsbeschränkungen ins kommende Jahr hinein. Aber auch eine zusätzliche Kürzung wurde von Fachleuten nicht ausgeschlossen.