Eurozone beim Wirtschaftswachstum zurück: Was das für Österreich bedeutet
Von Martin Meyrath
Die Weltwirtschaft wird heuer etwa um drei Prozent wachsen, prognostiziert die Industriestaaten-Organisation OECD. Das ist vergleichsweise gering, in der Eurozone fällt der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) allerdings noch deutlich niedriger aus (siehe Grafik unten).
Für Österreichs wichtigsten Handelspartner Deutschland hat die OECD die Wachstumsprognose halbiert.
Das wird sich auch auf Österreich auswirken, sagt Klaus Weyerstrass vom Institut für höhere Studien (IHS) zum KURIER, schon alleine wegen der Zuliefererindustrie. Es sei aber „auf keinen Fall so“, dass sich das Wachstum automatisch mit dem in Deutschland halbiere. Für Österreich prognostizierte das IHS zuletzt einen BIP-Zuwachs von 0,8 Prozent. Auf Basis der bisherigen Daten sieht Weyerstrass „zumindest keinen großen Revisionsbedarf“.
Inflation rückläufig
„Eine entscheidende positive Entwicklung“ sieht OECD-Generalsekretär Mathias Cormann im Rückgang der Inflation, der sich nach Prognose der OECD auch fortsetzen wird. Im Euroraum soll die Teuerungsrate bis Ende 2025 auf durchschnittlich 2,2 Prozent sinken, was in etwa dem Zielwert der Europäischen Zentralbank entspricht.
„Eine sinkende Inflation bedeutet eine stetige Erholung der Realeinkommen“ sagte OECD-Chefökonomin Clara Lombardelli. Insofern sei damit zu rechnen, dass die Konsumausgaben die Konjunktur dann auch wieder ankurbeln. Die Zinsen könnten im Laufe des Jahres nach Einschätzung der OECD zwar gesenkt werden, auf absehbare Zeit sollten sie aber vorsichtshalber noch hoch bleiben.
Dass die Konjunktur in den USA deutlich robuster ist, als in Europa liegt laut dem Report vor allem daran, dass Europa vom Energiepreisschock stark getroffen wurde. Die USA hingegen seien als Energie-Nettoexporteur in einer vergleichsweise guten Lage gewesen.
Prioritäten bei Ausgaben
Viele Länder würden in ihren Haushaltsplänen den kommenden Herausforderungen nicht ausreichend Rechnung tragen, sagte Isabell Koske, eine der Autorinnen des Reports. So sei die durchschnittliche Verschuldung in den OECD-Ländern um 40 Prozent höher als vor 20 Jahren.
Aufgrund der demografischen Entwicklung würden die Kosten für Pensionen und das Gesundheitssystem absehbarerweise weiter ansteigen. Angesichts geopolitischer Krisen steigen zudem die Rüstungsausgaben. Aus Sicht der OECD müssten die Staaten bei ihren Ausgaben aber zwei klare Prioritäten setzen.
Der wichtigste Bereich für mittel- und langfristiges Wachstum sei Bildung und Ausbildung, sagte Lombardelli. Die jüngsten PISA-Testergebnisse seien „äußerst besorgniserregend“. „Eine Generation von Schülern“ habe den Preis für die Pandemie-Verwerfungen gezahlt, daraus dürfe kein lebenslanger Nachteil werden. Zweitens gelte es, der globalen Erwärmung entschieden entgegenzutreten. „Wir müssen unser gesamtes Arsenal einsetzen, um den Klimawandel zu bekämpfen“, sagte Cormann.