Oberbank-Chef: "Menschen glauben nicht mehr an staatliche Pension"
Franz Gasselsberger ist für offene Worte bekannt. Auch im Rahmen der Präsentation der Halbjahreszahlen nimmt sich der Chef der oberösterreichischen Oberbank kein Blatt vor den Mund. "Ich bin mit der politischen Situation und dem Reformstau alles andere als zufrieden." Reformen wären etwa am Kapitalmarkt, bei Steuern oder bei Pensionen notwendig. "Die Menschen glauben nicht mehr an die Garantie der staatlichen Pension." Daher sei die Sparquote unglaublich hoch und auch die private Vorsorge boome. Es sei unverständlich, dass die Regierung die Behaltefrist für Wertpapiere zwecks privater Altersvorsorge nicht wieder eingeführt habe.
"Wir haben keine Wirtschaftspartei und wir sind ein Hochsteuerland", setzt Gasselsberger fort. Dennoch dürfe man zugleich nicht in Polemik verfallen und positive Tendenzen nicht ignorieren. Viele Unternehmen würden die Vorteile des Standortes schätzen, eine Abwanderung sieht er nicht, wohl aber bliebe die Investitionsbereitschaft zurückhaltend.
Noch schlechter sei die Stimmung ob der Regierenden in Deutschland, wo die Oberbank auch vertreten ist und entgegen dem Trend deutlich wachse und weitere Filialen, etwa in Nordrhein-Westfallen oder Berlin, eröffnen möchte. Ein zweistelliges Filialwachstum hält Gasselsberger im Nachbarland für möglich, wobei die Oberbank dort kein Geschäft mit Privatkunden mache. "Das ist zu kostenintensiv und bringt zu wenig Ertrag."
Der Banker rechnet aber damit, dass das Vertrauen der Menschen "sicher wieder zurückkommen wird, wir stehen unmittelbar davor". Die Vorzeichen dafür stünden so gut wie lange nicht mehr, die Inflation gehe in die richtige Richtung und auch weitere Zinssenkungen werde es bald geben. Ein Indiz dafür seien die um 9 Prozent gestiegenen Leasingforderungen oder die steigende Nachfrage nach Wohnbaufinanzierungen (plus 17 Prozent). "Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung haben die Menschen längst wieder begonnen in Wohnraum zu investieren", so Gasselsberger. "Die schlechte Stimmung sehen wir bei den Privatkunden überhaupt nicht."Auch von einer Explosion der Privatinsolvenzen könne nicht gesprochen werden, diese würden unter Vorkrisenniveau liegen. Bei Firmeninsolvenzen sei die Bank im langjährigen Trend.
Mit den Halbjahreszahlen der Oberbank ist Gasselsberger "mehr als zufrieden" und verweist auf das beste operative Ergebnis in der Geschichte des Instituts. Unterm Strich blieb jedoch ein leichter Rückgang des Gewinns von 278,7 auf 258,7 Millionen Euro. Grund sei ein außerordentlicher Ertrag von 55 Millionen Euro aus der Beteiligung an der voestalpine in der Vorjahresperiode gewesen. Das aktuelle Beteiligungsergebnis entspreche dem langjährigen Durchschnitt.