Nationalbank: Betriebe zahlen vermehrt Negativzinsen
Die Zeiten, als Banken für Guthaben Zinsen gezahlt haben, sind seit einigen Jahren mehr oder weniger vorbei. Privatkunden sehen meist eine Null vor dem Komma (und dahinter folgt auch nicht viel) und Firmenkunden müssen sogar zum Teil etwas drauf zahlen, wenn sie ihre Guthaben bei der Bank lagern. Hintergrund ist die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB), die ihrerseits seit 2014 Geschäftsbanken Zinsen dafür verrechnet, dass sie deren Gelder übernimmt. Damit soll das Kreditwachstum im Fluss bleiben – was auch gelungen ist. Jedoch hat die EZB ihre Negativzinsen sukzessive erhöht. Diese Entwicklung geben die Banken an ihre Kunden weiter, wie die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erhob.
Im Dezember 2020 lag der Durchschnittszinssatz für täglich fällige Unternehmenseinlagen erstmals in Österreich mit minus 0,002 Prozent im negativen Bereich. Der Zinssatz für neu veranlagte Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr war bereits früher negativ und wies im Dezember minus 0,14 Prozent auf.
Zum Vergleich: Im gesamten Euroraum lag der Durchschnittszinssatz täglich fälliger Unternehmenseinlagen bei minus 0,01 Prozent, jener von Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu 12 Monaten bei minus 0,20 Prozent. In Deutschland waren es im Durchschnitt sogar minus 0,42 Prozent.
Bei Privaten lag der deutsche Durchschnittszins erstmals leicht im Minusbereich (-0,01 Prozent). Inzwischen verlangen 277 Kreditinstitute von Privatkunden einen Negativzins. Bei einer Bank sind es sogar minus 1,0 Prozent, wenn auf dem Tagesgeldkonto mehr als 500.000 Euro liegen. In Österreich sind negative Einlagenzinssätze auf Spareinlagen privater Haushalte aufgrund eines OGH-Urteils nicht erlaubt.
Trotz der Tiefzinsen stiegen europaweit die Spareinlagen von Unternehmen sprunghaft um ein Fünftel an, da Corona-bedingt Investitionen nicht getätigt werden konnten. klee