Wirtschaft

Nach deutscher Reisewarnung: Bulgariens Tourismus schwer angeschlagen

Eine vierte Corona-Welle und steigende Energiepreise fordern Bulgariens Tourismus vor der bevorstehenden Wintersaison heraus. Das EU-Land gilt aus deutscher Sicht seit zwei Wochen als Corona-Hochrisikogebiet. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 449,5 - in Deutschland betrug sie bundesweit 169,9. Bulgarien ist mit lediglich gut 24 Prozent vollständig Geimpften über 18 Jahren EU-Schlusslicht.

Das niedrige Impf-Niveau sei abschreckend für Touristen, warnte die Vize-Präsidentin der Europäischen Wellnessvereinigung ESPA in Bulgarien, Sijka Kazarowa, im Staatsradio.

Jeder dritte sperrt gar nicht auf

Nicht nur Corona, auch drastisch gestiegene Strompreise machen dem bulgarischen Tourismus zu schaffen. „Die Branche überlebt mit letzten Kräften“, beschrieb der frühere Vize-Tourismusminister Branimir Botew die Lage. Ein Drittel der Hotels werde der Branchenorganisation ATIB zufolge in der kommenden Wintersaison überhaupt nicht öffnen.

Bulgarien führte erst ab 21. Oktober die in der Tourismus-Branche umstrittene 3G-Regel ein. Damit erhalten Geimpfte, Getestete und von Covid-19 Genesene per „grünem Zertifikat“ Zutritt etwa in Lokalen, Hotels, Fitnessclubs und Einkaufszentren. Für die Skigebiete ist noch keine einheitliche Corona-Regelung abgestimmt. Die 3G-Regel mit Zertifikat wurde von der amtierenden Ministerin für Tourismus, Stela Baltowa, auch für Skilifte angeregt. Doch nach Einwänden der Betreiber von Wintersportgebieten nahm Baltowa ihren Vorschlag schnell zurück.

Der Fremdenverkehr ist wichtig für die Volkswirtschaft des ärmsten EU-Landes. Vor der Corona-Pandemie steuerte er rund 13 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Zudem hat der Tourismus einen positiven Effekt auf andere Branchen wie etwa Lebensmittel- und Weinproduktion. Auch für die Wintersaison 2021/22 setzen Bulgariens Ski-Gebiete, die im Süden des Landes liegen, auf heimische Touristen und Feriengästen aus den benachbarten Balkanländern: Griechenland, Türkei, Serbien, Nordmazedonien und Rumänien.