Elon Musks politisches Spiel: Wie er von Trumps Nähe profitieren will
Die Wahlnacht verbrachte Elon Musk als Gast von Donald Trump in dessen Luxus-Anwesen Mar-a-Lago. In den Monaten davor hatte der Tech-Milliardär mindestens 119 Mio. Dollar (111 Mio. Euro) für den Wahlkampf springen lassen. In der Schlussphase hatte Musk unermüdlich für Trump geworben.
Nun dürfte der Boss von Tesla und SpaceX laut Insidern die engen Bande dafür nutzen, dass sein Imperium eine Wellness-Behandlung der besonderen Art erhält: wenig Vorschriften und Kontrolle, viele Subventionen.
"Damit er tun kann, was er will"
Musk sehe die Trump-Regierung als Mittel, um so viele Regelungen wie möglich abzuschaffen, sagte ein ehemaliger hochrangiger SpaceX-Mitarbeiter. "Damit er tun kann, was er will, und zwar so schnell, wie er will."
Wie fünf weitere Personen aus Musks Unternehmenswelt sowie zwei Behördenvertreter, die der Nachrichtenagentur Reuters einen seltenen Einblick in das Kalkül Musks gegeben haben, wollte der Ex-Mitarbeiter der Raumfahrtfirma seinen Namen nicht nennen. Alle Befragten sind mit den politischen und unternehmerischen Aktivitäten Musks vertraut oder haben auf Behördenseite mit seinen Firmen zu tun. Und sie sind sich einig: Musks Vorstoß ins Trumps Lager und der daraus resultierende Einfluss gehören zur übergeordneten Strategie des 53-Jährigen, seine Firmen von behördlicher Kontrolle optimal zu verschonen und ihnen zugleich ein Maximum an staatlicher Unterstützung zu sichern.
Musks Firmen - vom E-Autohersteller Tesla über den Raketenkonzern SpaceX hin zum Hirnchip-Startup Neuralink - hängen in hohem Maße von Vorschriften und von Subventionen der Regierung ab. Musks zunehmendes politisches Engagement könnte sein Firmen-Imperium daher in eine sehr komfortable Lage bringen. So vorteilhaft, dass aktuelle und ehemalige Mitarbeiter von Musk die Situation bereits mit dem sogenannten Vergoldeten Zeitalter ("Gilded Age") vergleichen, als Ende des 19. Jahrhunderts Wirtschaftsmagnaten wie der Ölbaron John D. Rockefeller enormen Einfluss auf die Regierungspolitik hatten und davon geschäftlich und privat immens profitierten.
Musk in Trumps Regierungsteam?
Tesla, SpaceX, Neuralink und Musk selbst reagierten nicht auf eine Anfrage um Stellungnahme. Trumps Wahlkampfmanagement erklärte, Musk sei ein einmaliger Star der Tech-Branche. Von seinen Ideen und seiner Effizienz werde die "kaputte Bürokratie" der USA sicher profitieren. Der inzwischen designierte Präsident Trump hat bereits vor der Wahl angekündigt, den gebürtigen Südafrikaner Musk als "Effizienz-Zar" in sein Regierungsteam zu holen.
Sollte Musk den Posten tatsächlich bekommen, könnte er einem der Insider zufolge seine Muskeln gleich bei der für Hirn-Implantate zuständigen Behörde FDA spielen lassen und nach seiner Ansicht ineffiziente Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kündigen. Allein durch seinen Einfluss auf Trump könnte Musk darauf hinarbeiten, hier Genehmigungsprozesse - bei denen es um Sicherheitsabwägungen bei der Implantation von Gehirn-Chips geht - zu beschleunigen. Für sein noch jungen KI-Startup xAI könnte Musk auf die Formulierung neuer Regeln Einfluss nehmen oder gleich am Zuschnitt einer eigenen Behörde beteiligt werden.
Behördliche Einschränkungen verhindern
Beim Elektroauto-Pionier Tesla, mit dem Musk groß geworden ist, gehe es darum, mögliche behördliche Einschränkungen wegen Sicherheitsbedenken bei Fahrassistenz-Systemen wie "Autopilot" zu verhindern, sagte einer der Kenner der Strategie. Musks Fokus in den nächsten vier Jahren werde auch darauf liegen, die Durchsetzung von bereits geltenden Regeln zu verhindern. Musk könnte sich zudem für eine lockere Regulierung der geplanten autonomen Fahrzeuge und Robotertaxis einsetzen. Und es gelte natürlich, die in Zeiten der unter den Demokraten um US-Präsident Joe Biden ergatterten Vorteile zu erhalten, obwohl Trumps Republikaner Elektroautos skeptisch gegenüberstehen.
Trotz Musks Klagen über die angeblich erdrückende Bürokratie ist SpaceX derzeit weltweit führend bei staatlich finanzierten Raketenstarts, und Tesla verkauft jährlich fast zwei Millionen stark subventionierte Elektrofahrzeuge. Auch an der Börse ist die enge Bande zwischen Musk und Trump Thema: So schossen nach Trumps Wahlsieg am Mittwoch Tesla-Aktien rund 15 Prozent in die Höhe, was den Autobauer auf einen Schlag um rund 100 Mrd. Dollar wertvoller machte. Auch Musk selbst profitiert, er ist Großaktionär bei Tesla.
Musk dominiert in wichtigen Branchen
Musks Pläne für laxere Regulierung fallen in eine Zeit, in der für seine Konzerne bereits einiges lockerer geworden ist. Laut den sechs Unternehmensinsidern bringen einige Bundesbehörden immer schwerer den politischen Willen auf, Musk-Unternehmen wegen mutmaßlicher Verstöße oder Sicherheitsmängel zu ahnden. Zum Teil allein deshalb, weil Musk in so wichtigen Branchen wie E-Mobilität und Raumfahrt derart dominiert. So vertraut etwa die US-Raumfahrtbehörde NASA bei Einsätzen wie der erwarteten Rettung der im All gestrandeten Boeing-Starliner-Astronauten auf das Know-how von SpaceX.
Die Behörde hat insgesamt mehr als 15 Mrd. Dollar in SpaceX investiert, zu Musks potenziellem Einfluss nach Trumps Wahl wollte sie sich nicht äußern. Die NASA und andere Behörden versuchten oft, eine Verärgerung des Unternehmens zu vermeiden, sagte ein Behördenvertreter. "Die NASA braucht SpaceX mehr als SpaceX die NASA braucht."