Wirtschaft

Möbelhandel reagiert mit Preissenkungen auf die andauernde Krise

Hohe Energiekosten, teure Rohstoffe und höhere Produktionskosten: In der Möbel- und Einrichtungsbranche herrscht Krisenmodus. Zuletzt häuften sich Pleiten und auch die Umsätze der Möbelhändler schmolzen dahin. Der schwedische Ikea-Konzern reagiert mit einer Preissenkungsoffensive.

Sowohl international als auch hierzulande. Laut Nicole Reitinger, Chief Financial Officer bei Ikea Österreich, hat man bereits seit September 2023 bei mehr als 6.000 Produkten die Preise im Durchschnitt um 15 Prozent gesenkt. Bis August dieses Jahres sollen noch weitere 2.000 Artikel folgen.

„Ziel ist es, bis August 2024 im Gesamtsortiment möglichst wieder das Preisniveau von vor der Coronapandemie zu erreichen“, sagte Ikea-Österreich-Chef Alpaslan Deliloglu am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Etwa 70 Prozent des Gesamtsortiments sollen dann deutlich günstiger sein als zuvor. 

2021/22 hatte Ikea infolge gestörter Lieferketten, höherer Transportkosten und hoher Rohstoffpreise die Preise weltweit im Schnitt um 9 Prozent erhöht. Auch Österreich war davon betroffen.

Mit den Preissenkungen wolle Ikea nun einen Beitrag für leistbares Wohnen leisten, erklärte Deliloglu.

Hohe Preissensibilität

Dass hinter der Preisoffensive womöglich auch noch eine andere Strategie steckt, erklärt Christian Wimmer, Geschäftsführer von Service&More, einem Verband von 300 Raumausstattern und Möbelhändlern: „Derzeit herrscht so eine hohe Preissensibilität bei den Kundinnen und Kunden, das wird auch Ikea erkannt haben und nun dementsprechend darauf reagieren.“

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Ikea ließ sich die Preissenkungen laut Deliloglu bisher allein in Österreich rund 70 Millionen Euro kosten. Das Geld sei aus dem Profit gekommen, die Kette habe hierzulande im vergangenen Jahr gut verdient. Wimmer: „Die Preisreduktionen werden für Ikea wirtschaftlich kein Problem sein. Denn wenn man die Preise im Vorfeld ordentlich erhöht hat, kann man sie auch einfacher wieder senken.“

Ikea wirbt erstmalig mit Preissenkungen

Marketingmäßig sei es für den Möbelriesen jedenfalls erstmalig der Fall, dass dieser mit Preissenkungen wirbt. Im Gegensatz zur Konkurrenz: „Lutz oder Kika/Leiner werben schon seit Jahrzehnten nur mit Rabatten. Erstaunlich ist, dass Ikea nun damit wirbt. Das war bisher eher nicht so“, konstatiert der Branchenkenner.

Reaktion der Konkurrenz

Dass Ikea den Markt durch seine Offensive in Verlegenheit bringen könnte, verneint Wimmer: „Wir im Fachhandel haben damit kein Problem, Ikea spielt in einer ganz anderen Rubrik. Wir sind so konträr zueinander und haben wenig Zielgruppenüberschneidungen.“ Die Konkurrenz sei eher bei Mömax oder Möbelix oder Kika/Leiner zu suchen, so Wimmer: „Dort wird diese Strategie bestimmt aufmerksam beobachtet.“

Nettogewinn des Möbelriesen

Ikea konnte seinen Nettogewinn im bis Ende August laufenden Geschäftsjahr 2022/23 auf 1,5 Mrd. Euro verfünffachen. In Österreich sei erstmals die Umsatz-Milliarde geknackt worden. CFO Reitinger ist auch für dieses Geschäftsjahr optimistisch.