Mitbringen statt -fahren: Wie ein Start-up durch die Krise lenkt
Das Tiroler Mobilitätsstart-up ummadum wurde in der Wachstumsphase von der Coronakrise kalt erwischt. Geschäftsführer René Schader und Technikchef Egon Prünster erklären, wie sie diese kritische Phase durchtauchen.
KURIER: Die ummadum-App vernetzt Menschen für gemeinsame Autofahrten. Ausgangssperren und Abstand halten sind da fatal, oder?
René Schader: Stimmt, an sich ist „Social Distancing“ natürlich das Gegenteil von dem, was wir pushen wollen.
Egon Prünster: Wir hatten bereits Überlegungen für Warenlieferungen über die App. So entstand die Idee der Hilfsfahrt: Es gibt ja weiter Leute, die von A nach B fahren. Die teilen ihre Fahrten und sind so sichtbar für jene, die Hilfe für Besorgungen suchen. Mit Sodexo als Partner können wir so einen positiven Beitrag in dieser Krise leisten. Aktuell werden rund 100 Hilfsfahrten pro Woche abgewickelt.
Wie wird das genutzt – ein Medikament aus der Apotheke, ein Paket von der Abholstation?
Prünster: Das machen sich die Nutzer per Telefon, Mail oder SMS aus. Die App ist bewusst so gebaut, dass wir das im Detail gar nicht wissen.
Könnte die ummadum-App à la „Stopp Corona“ zum Kontakte-Tracking dienen?
Schader: Nein. Niemand erhält Daten, wer mit wem fährt.
Wie hat das Unternehmen auf die Krise reagiert?
Schader: Wie jedes Unternehmen haben wir kalkuliert, wie viel Umsatz wir erwarten und wie wir sparsam über die Runden kommen. Kurzarbeit ist ein Thema, aber noch nicht angemeldet. Arbeiten aus der Ferne und via Homeoffice ist für uns nicht neu.
Wie hilfreich sind die Hilfspakete der Regierung?
Schader: Das Start-up-Paket ist erst wenige Tage alt, aber wie es ausschaut, werden wir etwas finden, das hilft, unsere Ausfälle etwas abzufedern.
Wie groß war das Minus?
Schader: In der ersten Woche betrug der Rückgang 80 Prozent. Jetzt, wo geklärt ist, wie Fahrgemeinschaften erlaubt sind, nimmt Ridesharing wieder Fahrt auf. Der Mundschutz ist das geringere Problem, ein Meter Abstand ist da schon schwieriger. Das Ende des Kleinwagens, wenn man so will (lacht).
„Krise als Chance“: Ist an dem Motto was dran?
Prünster: In den nächsten Öffnungsphasen sehen wir gute Chancen. Die Firmen haben ein Interesse, dass sich ihre Mitarbeiter sicher fortbewegen. Die Menschen sind lieber mit bekannten Personen in „kleinen Gefäßen“, wie das die Verkehrsexperten nennen, unterwegs als in der Masse. Solche „Communities“ werden wir erleichtern. Und auch die Förderung des regionalen Handels ist jetzt generell ein großes Thema.
Schader: An sich wollten wir möglichst rasch ganz Österreich abdecken und dann das Ausland bedienen – die Nachfrage aus anderen Ländern in Europa ist da. Das verschiebt sich jetzt etwas nach hinten.