Metaller-KV: Für Gewerkschaft gehen Leiharbeiter und Lehrlinge leer aus
Bei den Betriebsversammlungen der Metallindustrie im Zuge der schleppenden Herbstlohnrunde haben heute die Gewerkschaften PRO-GE und GPA ihre Kritik ausgeweitet. Bei derzeitigem Arbeitgeber-Angebot würden die rund 20.000 Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter leer ausgehen. Denn dies wäre die Konsequenz wenn sich die Arbeitgeber mit der Forderung für eine Nulllohnrunde für die Mindestlöhne durchsetzen, warnen sie. Die Folge wäre, dass sich Zeitarbeit deutlich verbilligen würde.
Das gleiche würde auch für Lehrlinge gelten, ärgern sich die Gewerkschaften. "Haben sich die Arbeitgeber wirklich gut überlegt, was sie hier fordern? Gerade für Lehrlinge ist eine Nulllohnrunde bei den KV-Löhnen ein Schlag ins Gesicht", so der Bundesvorsitzende der PRO-GE Jugend, Benjamin Liedlbauer. Denn damit müssten jene Lehrlinge, die bereits im vierten Lehrjahr sind und somit kurz vor der Lehrabschlussprüfung stehen, bei der Übernahme durch den Betrieb zum gleichen Lohn einsteigen, wie jene Kollegen im Jahr zuvor. "Das ist eine brutale Lohnkürzung", kritisierte Liedlbauer.
Betriebsversammlungen
Die Metaller halten heute wieder Betriebsversammlungen ab, etwa an Standorten der voestalpine. Dabei werden vorsorglich Streikbeschlüsse gefasst. Sollte es weiterhin keine Einigung geben könnten die Versammlungen jederzeit fortgesetzt werden und in Streiks übergehen, so die Gewerkschaften.
Neben dem Handel und der Metallindustrie verhandelt derzeit auch die Eisenbahnbranche ihren Kollektivvertrag (KV) für das kommende Jahr - und kommt nicht so recht voran. Die Gewerkschaft vida hatte die Gespräche zuletzt abgebrochen und Betriebsräteversammlungen angekündigt. Sie fordert eine Erhöhung von brutto 500 Euro im Monat, die Abgeltung der gestiegenen Produktivität sowie die Einführung eines Bruttomindestlohns von 2.000 Euro.
Es geht weiter
Nun hat die Arbeitgeberseite einmal mehr ihr Unverständnis über den Ärger der Arbeitnehmervertreter geäußert. "Für mich ist völlig unverständlich, dass unser Angebot über sieben Prozent Gehaltserhöhung für die vida tatsächlich die Grundlage für den Abbruch der Gespräche, Betriebsversammlungen und mögliche gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen ist", betonte der Obmann des Fachverbandes Schienenbahnen, Thomas Scheiber. Die Forderungen der Gewerkschaften würden den Bahnunternehmen Mehrkosten von 400 Mio. Euro verursachen, rechnete er heute in einer Aussendung vor. Schreiber bietet weitere Gespräche für den 3. November an.
Zum Vergleich: Die Metallindustrie bietet nach der zweiten Verhandlungsrunde ein Plus von 4,1 Prozent an, die Arbeitnehmer fordern 10,6 Prozent. Im Handel liegt die Forderung nach zehn Prozent mehr Bruttolohn am Tisch, Angebot der Arbeitgeber gab es nach der ersten Gesprächsrunde noch keines.