Wirtschaft

Metaller-Arbeitgebervertreter Knill: "Streiks werden die Realität nicht wegstreiken"

Donnerstagmittag hat die vierte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag (KV) 2024 der Metalltechnischen Industrie begonnen. Im Vorfeld stellte Arbeitgebervertreter Christian Knill ein besseres Angebot in Aussicht: "Wir werden heute das Angebot verbessern", so Knill. "Wir erwarten aber auch, dass die Gewerkschaft ihr Forderungspaket deutlich reduziert." Wie das Angebot konkret aussehen wird, ließ er vorerst noch offen.

PRO-GE-Chefverhandler Reinhold Binder sieht die Arbeitgeber in der Pflicht, ihr Angebot nachzubessern - "das ist notwendig und wichtig, denn die 2,5 Prozent, die bisher am Tisch liegen, sind unzureichend und respektlos", sagte er vor Verhandlungsbeginn. Er gehe aber davon aus, dass es in der heutigen Verhandlungsrunde zu einer Annäherung kommen werde. "Wir sind verhandlungsbereit, der ganze Tag, die ganze Nacht und die nächsten Tage stehen zur Verfügung", so Binder. "Wir sind entschlossen, zu einem KV-Abschluss zu kommen."

Sollte es heute zu keiner Einigung kommen, werde ab 6. November - also bereits ab nächsten Montag - gestreikt, hieß es von Seiten der Gewerkschaft PRO-GE in einer Aussendung. Der Gewerkschaftsbund (ÖGB) habe die Streikfreigabe bereits erteilt.

"Streiks werden die Realität nicht wegstreiken", erwiderte Knill, der auch Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie (FMTI) ist. "Wir stecken in einer Rezession. Jetzt geht es darum, Arbeitsplätze zu erhalten und den Standort nicht weiter zu schwächen." Laut Knill gibt es etliche Unternehmen, die bereits Arbeitsplätze abbauen mussten. "Das hohe Forderungspaket (der Gewerkschaft) ist Gift und würde die Situation weiter verschlechtern."

Bisher gingen die Vorstellungen noch sehr weit auseinander. Bei der dritten Gesprächsrunde hatten sich die Sozialpartner schon nach ein paar Stunden nichts mehr zu sagen. Was folgte waren Betriebsversammlungen in der Metallindustrie. Diese könnten, wie angekündigt, bei einer Nichteinigung in Warnstreiks übergehen.

Knill verwies am Donnerstag im Ö1-"Journal um acht" erneut auf die verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die wenig Spielraum für Erhöhungen ließen. "Es ist eine Verhandlung, da müssen sich beide bewegen", sagte Knill. "Wenn wir sehen, dass wir nur so hingetrieben werden und es heißt 'erhöht's, erhöht's, erhöht's, aber wir bleiben bei unseren 11,6 Prozent', dann wird es schwierig werden."

Die Jugendorganisation der Gewerkschaft (PRO-GE Jugend) hat heute Vormittag im Vorfeld der vierten Verhandlungsrunde eine Medienaktion vor der Wirtschaftskammer in Wien durchgeführt. Die PRO-GE Jugend fordert einen "respektvollen" Lohnabschluss für die jungen Beschäftigten in der Metallindustrie und eine bessere Einstufung der Lehrabsolventinnen und Lehrabsolventen, teilte sie in einer Aussendung mit. Auch Binder betonte im Gespräch mit der APA die Bedeutung von "vernünftigen Lehrlingseinkommen", die junge Menschen für eine Zukunftsperspektive bräuchten. Von Knill hieß es diesbezüglich: "Wir sind bereit, einen fairen Abschluss für unsere Jugend zu finden." Er verwies auf die Erhöhungen der Lehrlingseinkommen der vergangenen Jahre, die weit höher ausgefallen seien als in anderen Branchen.

In der Metallindustrie liegt die Forderung nach 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt am Tisch, die Arbeitgeber bieten 2,5 Prozent und eine Einmalzahlung von 1.050 Euro an. Von Einmalzahlungen halten aber die Gewerkschaften wenig, wie PRO-GE-Chefverhandler Binder vergangene Woche vor Arbeitnehmern bei einer Betriebsversammlung klar machte. "Mit die Einmalzahlungen können's scheißen gehen", meinte Binder. Der Ton hatte sich zuletzt deutlich verschärft, vor der dritten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber beklagt, dass sie anonyme Drohungen erhalten würden.