Mehr Gewalt am Arbeitsplatz wegen Corona
Gewalt und Aggression am Arbeitsplatz haben während der Corona-Pandemie zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine IFES-Studie, die im Auftrag der Gewerkschaft GPA durchgeführt wurde. Am häufigsten kommen die Täter aus dem Kunden- bzw. in Krankenhäusern aus dem Patientenkreis, erst danach sind die eigenen Kollegen Auslöser des Ungemachs.
Mehr Druck
Laut IFES-Geschäftsführerin Eva Zeglvoits hat auch der Personalmangel und der daraus entstehende höhere Arbeitsdruck die Konflikte verstärkt. Am häufigsten betroffen sind Mitarbeiter im Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich sowie im Handel.
Das Gros der Übergriffe sind verbaler Natur. Ein Viertel der Befragten hat solche in ihrem Umfeld wahrgenommen, selber davon betroffen waren 15 Prozent. „Junge Mitarbeiter sind davon oft stärker betroffen“, sagt Zeglovits. Was die GPA-Vorsitzende Barbara Teiber damit erklärt, dass ihnen häufig weniger Respekt als älteren Mitarbeitern entgegengebracht wird.
Männer und Frauen sind von verbalen Übergriffen fast gleich häufig betroffen, wenn auch Frauen etwas mehr. Ausgeübt werden diese aber deutlich öfter von Männern. 77 Prozent der Befragten gaben an, dass sie von Männern verbal attackiert wurden, 45 Prozent sagten, dass es sich um Frauen handelte.
Verbale sexuelle Belästigungen wurden von 16 Prozent in ihrem Umfeld wahrgenommen, acht Prozent waren davon direkt betroffen. Hier sind deutlich mehr Männer die Täter. Laut 79 Prozent der Befragten gingen diese von Männern aus, 25 Prozent verwiesen auf Frauen.
Maskentragen regt auf
Seltener, aber immer noch zu oft, kommt es zu körperlichen Übergriffen. Jeder Zehnte hat schon einmal erlebt, dass das einem Mitarbeiter in seinem Umfeld passiert ist, jeder 14. war dadurch persönlich betroffen, sagt Zeglovits.
Ein großes Konfliktthema waren während der Pandemie natürlich die Corona-Maßnahmen. Laut 60 Prozent gab es dazu zwar auch sachliche Gespräche, 21 Prozent bestätigten aber Streit und heftige Diskussionen zu diesem Thema. „Hier ging es unter anderem um Maskentragen oder 3G-Kontrollen, die viele nicht hinnehmen wollten“, sagt Teiber.
Skurrile Taktiken
Am meisten gefährdet, von Gewalt oder Aggression am Arbeitsplatz betroffen zu werden, sind Menschen in Beratungsberufen, wie Sozialberatung oder AMS-Mitarbeiter, die alleine in einem Zimmer, sprich an ihrem Arbeitsplatz, sind. Es ist laut Teiber sogar „nicht nur einmal“ vorgekommen, dass die Kunden den Beratern eine Waffe auf den Tisch gelegt hätten, um dadurch ihren Unmut zu äußern.
Die Mitarbeiter müssten oft auf skurrile Taktiken zurückgreifen, wie nahe bei der Türe zu sitzen um rechtzeitig fliehen zu können oder einen Notfallknopf an ihrem Schreibtisch montiert haben.
Besser sei die Situation in Unternehmen, die über Betriebsräte verfügen würden, da diese oft energischer gegen die Aggressionen einschreiten können. Damit es aber gar nicht so weit kommt, sollten Unternehmen vorab Schutzmaßnahmen treffen, fordert die GPA-Vorsitzende. Dazu zählt sie vorausschauende Präventionsprogramme, die Planung von entsprechenden Maßnahmen, wenn tatsächlich ein Notfall eintritt und auch die Planung der richtigen Maßnahmen für etwaige Nachbehandlungen.
Beruhigend für die Kunden könnte das Anpassen von Öffnungszeiten, Warteschlangenmanagement und ausreichende Sitzmöglichkeiten sein. Falls das nicht reicht, müsse es „klare Konsequenzen“ geben. Sollte alles nichts helfen, sollen betroffene Mitarbeiter sogar Selbstverteidigungskurse in Anspruch nehmen können.