Mehr Fragen als Antworten beim digitalen Euro
Von Michael Bachner
Mit 1. November hat eine neue, zweijährige Vorbereitungsphase der EZB auf den digitalen Euro begonnen. Die Zentralbank ist entschlossen, den digitalen Euro als gesetzliches Zahlungsmittel für Online-Transaktionen einzuführen. Bis man mit dem neuen digitalen Geld bezahlen kann, dürfte es aber noch vier bis fünf Jahre dauern, hieß es zuletzt seitens der deutschen Bundesbank. In der Zwischenzeit wird immer kontroversieller über die Vor- und Nachteile diskutiert – etwa bei einer Podiumsdiskussion am Dienstag im Wiener Finanzministerium.
Der Hauptredner, Ökonom Peter Bofinger von der Uni Würzburg, hat sich in einer Studie für die Wirtschaftskammer intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Er sieht beim digitalen Euro kaum Nutzen, hohe Kosten und viele Risiken – nicht zuletzt auch ein Risiko politischer Natur. Denn, so Bofinger: „Wenn man dem Bürger nicht erklären kann, wozu das gut sein soll, kommt sehr schnell der Verdacht auf, dass die EZB doch das Bargeld abschaffen will.“
Das bestritt Petia Niederländer, Direktorin für den Zahlungsverkehr in der Nationalbank, vehement. Der digitale Euro sei immer nur als Ergänzung zum Bargeld konzipiert worden. Ziel sei, dass „der Bürger überall und kostenlos mit dem zahlen könne, was er gerade in der Tasche hat“. Also mit Euro-Scheinen und -Münzen aus dem Geldbörsel oder eben mit dem digitalen Euro, gespeichert in einer Wallet. Niederländer nennt als Vorteile unter anderem die Reduktion der Abhängigkeit Europas von den US-Finanzkonzernen Visa, Mastercard und Paypal. Auch sollen höchste Datenschutzstandards eingehalten werden, was heute bei Zahlungen im Internet nicht gegeben sei. Für Händler soll eine Annahmepflicht kommen.
Dem Kunden egal
Bank-Austria-Chef Robert Zadrazil sagte, er könne aus Kundensicht nicht erkennen, welche „Lücke“ der digitale Euro füllen müsste. Es gebe ja diverse Zahlungsmethoden im Internet. Dem Konsumenten sei es völlig egal, ob es sich dabei um ein von der EZB garantiertes gesetzliches Zahlungsmittel handle oder nicht.
Auch der Chef der Internetbank N26, Valentin Stalf, ist sehr skeptisch: „Für mich ist der Euro schon längst vollkommen digital. Wir sollten keine neue Währung mit einem Schattenkontensystem schaffen. Damit hilft man den Kunden nicht.“