Wirtschaft

Luxusautos als Ladenhüter: Mercedes in der Krise

Die deutschen Autobauer bekommen die  Flaute am Automarkt voll zu spüren. Nach Volkswagen kommen nun auch schlechte Nachrichten von Mercedes-Benz.  Der Luxusautobauer musste seine Prognose für das Gesamtjahr zum zweiten Mal binnen zwei Monaten senken und rechnet nun mit einem deutlich niedrigeren Gewinn als vor Jahresfrist.

Hauptgrund ist eine schwächere Nachfrage nach Luxusautos in China.  Die Autohersteller leiden vor allem unter der schwelenden Immobilienkrise in der Volksrepublik: Die fallenden Immobilienpreise treffen insbesondere wohlhabende Chinesen - die typischen Kunden der deutschen Premiumhersteller.

 "Man kann sagen, dass unsere Kundschaft im Moment sehr zurückhaltend ist", sagte Mercedes-Chef Ola Källenius vor Analysten. Unklar sei, wie lange die Kaufzurückhaltung anhalte. "Ich bleibe auf absehbare Zeit vorsichtig", ergänzte Källenius. Zuletzt versuchte Mercedes mit neuen Modellen gegenzusteuern, versuchte jedoch, nicht mit Preissenkungen gegen die Krise anzukämpfen.

Alle Inhalte anzeigen

Marge fällt magerer aus

Die Stuttgarter rechnen nun mit einer Marge zwischen 7,5 und 8,5 Prozent im Gesamtjahr, bisher waren sie von 10 bis 11 Prozent ausgegangen. Das impliziere eine bereinigte Umsatzrendite von ungefähr 6 Prozent in der zweiten Jahreshälfte, hieß es. Zusätzlich spielten negative Bewertungseffekte eine Rolle.

Mercedes-Aktie knickt ein

An der Börse kam die gesenkte Prognose nicht gut an: Die Mercedes-Aktien brachen am Freitag in der Spitze um 8,4 Prozent auf ein Zweijahrestief ein. Zwar hätten einige Investoren mit einer Gewinnwarnung gerechnet, dennoch sei sie nun überraschend gekommen und größer ausgefallen als erwartet, schrieben die RBC-Analysten.

Auch für die übrigen Autowerte im deutschen Börsenleitindex DAX ging es am Freitag bergab. Anlagestratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets konstatierte: "Das Problem ist immer das gleiche." Autos ließen sich in diesen Tagen nur noch schwer an die Frau oder den Mann bringen, hauptsächlich in China, aber auch in allen anderen Teilen der Welt.

Auch BMW kriselt

Auch der Münchner Autobauer BMW spürt die schwächere Nachfrage in China und senkte unter anderem deswegen zuletzt seinen Ausblick. Die Schwäche mache auch vor den Händlern in China nicht halt, von denen einige in Schwierigkeiten gekommen seien, sagte Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm. Mercedes werde den Händlern unter die Arme greifen, um sicherzustellen, dass sie trotz der schwierigen Lage überlebten. Porsche hatte zum Halbjahr ebenfalls eingeräumt, dass keine rasche Erholung in der Volksrepublik zu erwarten ist.

Autogipfel mit Habeck am Montag

Am kommenden Montag lädt Wirtschaftsminister Robert Habeck zu einem Autogipfel, um über die Krise in der Branche zu beraten. Teilnehmen sollen neben dem Automobilbranchenverband VDA und der Gewerkschaft IG Metall auch Vertreter der größten deutschen Automobilhersteller und -zulieferer. 

Im Fokus dabei wird sicher der Umstieg hin zur E-Mobilität sein. Am Freitag stellte Habeck (Grüne) neue Fördermaßnahmen für Elektroautos in Aussicht. "Ich fühle mich schon in einer Verpflichtung zu sehen, dass der Markt jetzt wieder anzieht", sagte der Grünen-Politiker bei einem Besuch des VW-Werks in Emden. Habeck rief VW aber auch dazu auf, von Werksschließungen abzusehen. "Die Standorte sollten erhalten bleiben."