Wirtschaft

Lkw-Fahrer: Ungesehene Helden der Corona-Krise

Sie stehen zwar nicht so sehr an vorderster Front wie Supermarkt-Mitarbeiter, verdienen aber trotzdem genauso viel Lob und Anerkennung, meinen Vertreter aus der Logistikbranche: Denn Fahrer und Fahrerinnen von Lastkraftwagen haben laut Alexander Klacska, Obmann der WKO-Bundesparte Transport und Verkehr, wegen der Corona-Pandemie derzeit alles andere als ein leichtes Leben.

Lange Wartezeiten

An einigen Grenzen, wie an jenen nach Rumänien oder Ungarn, gebe es nicht selten Wartezeiten von bis zu zwei Stunden. Die Versorgung mit entsprechenden Sanitäranlagen, Wasser und Lebensmitteln sei aber oft nicht gegeben. „Wenn sich die Fahrer nicht vorher auf der Strecke etwas zu essen besorgt haben, wird das schwierig“, sagt Klacska.

Dem Ende der Lockerung der Ruhezeiten sieht er mit gemischten Gefühlen entgegen. Derzeit seien Wochenend- und Feiertagsverbote ausgesetzt, doch ab Mitte Mai nicht mehr. Dann dürfe wieder nur von Sonntag 22 Uhr bis Samstag 15 Uhr gefahren werden. Wer am Samstag nicht rechtzeitig über eine Grenze komme, hänge das ganze Wochenende dort fest.

Angst vor Ansteckung

Wurde den Fahrern mancherorts der Gang auf die Toilette wegen Angst vor Ansteckungen mit dem Coronavirus verwehrt, so hat sich das zum Teil gebessert, erzählt Klacska. Manche Unternehmen würden den Lieferanten eigene Sanitäranlagen zur Verfügung stellen und diese auch ordentlich servicieren und warten. Händewaschen und desinfizieren sollte auf jeden Fall überall gewährleistet sein, was leider dennoch nicht immer der Fall sei.

Anfeindungen

Hört man in die Branche hinein, treten noch ganz andere Probleme zutage. Bei Raststationen seien häufig die Toiletten zugesperrt, was besonders unangenehm sei, wenn man dort übernachten müsse, erzählt ein Transporteur dem KURIER. Oft dürften die Lenker nicht in Aufenthaltsräumen warten, sondern müssten draußen warten. Auch von Anfeindungen durch Pkw-Lenker ist die Rede. „Manche glauben, Lkw-Fahrer sind zum Spaß unterwegs“, so der Transporteur, der ungenannt bleiben möchte. Dabei hätten sie mit ihren Fahrzeugen eine enorme Verantwortung zu tragen. Dazu käme hoher Zeitdruck.

Verächtliche „optische“ Zeichen, Schneiden oder abruptes Abbremsen seitens der Autofahrer seien gang und gäbe. „Jeder will seine Semmel und seine Zeitung in der Früh haben, aber dass die jemand bringen muss, daran denken die meisten nicht“, so der Unternehmer.

Risiko

Die Fahrer würden sich nicht selten einem beträchtlichen Risiko aussetzen. Oft müssten sie selber in großen Zentrallagern die Waren ausladen. Dort würden oft 500 Menschen und mehr arbeiten, auf die sie dann treffen würden. Die Gefahr einer Ansteckung steige dadurch deutlich.

Die Zahl der Lastwagen auf den heimischen Straßen werde in Zukunft nicht ab-, sondern zunehmen, glaubt der Unternehmer. Es sei denn, die Leute würden mehr regional kaufen und auf gewisse Sachen verzichten. Doch das werde nicht der Fall sein. Daher sollte mehr Geld in die Verbreiterung der Autobahnen gesteckt werden.