Wirtschaft

Lieferdienst Gorillas will eine Milliarde einsammeln

Bei einer anstehenden Finanzierungsrunde will das deutsche Lieferdienst-Start-up Gorillas offenbar unter anderem vom DAX-Konzern Delivery Hero rund eine Milliarde US-Dollar (850 Mio. Euro) einnehmen. Damit werde das Unternehmen mit Sitz in Berlin mit rund 3 Mrd. US-Dollar bewertet, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Ob der Deal wirklich zustande kommt, sei noch unklar.

Sprecher von Delivery Hero waren zunächst nicht für eine Stellungnahme Freitagfrüh erreichbar. Auf der Handelsplattform Tradegate gab die Delivery-Hero-Aktie vorbörslich leicht nach. Bereits im August hatte das "Manager Magazin" darüber berichtet, Delivery Hero wolle gut 200 Millionen Dollar zu dem Start-up zuschießen. Auch bestehende Investoren, darunter der chinesische Internetgigant Tencent und der US-Hedgefonds Coatue Management, sollten sich an der Finanzierungsrunde beteiligen.

Deal verwundert

Der anstehende Deal verwundert, weil sich Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg wiederholt in Telefonkonferenzen und öffentlich dazu positioniert hatte, ein Einstieg oder eine Übernahme des Q-Commerce-Dienstes (Quick Commerce) Gorillas mache keinen Sinn. So könne er selbst kleine Warenhäuser in Innenstädten schnell einrichten, einen Mehrwert bei der Expertise sehe er nicht. Das "Manager Magazin" spekulierte, ob er mit der Beteiligung nur andere Interessenten am Investieren hindern wolle.

Lieferdienste wie Gorillas oder dessen Konkurrent Flink schossen in der jüngeren Vergangenheit wie Pilze aus dem Boden. Sie versprechen die Lieferung von Supermarktware binnen weniger Minuten, allerdings gilt das oft nur für ganz bestimmte Teile von Großstädten. Und auch Delivery Hero war vor wenigen Wochen mit seiner Marke Foodpanda zurück nach Deutschland gekommen, um neben Essenslieferungen von Restaurants an den Kunden auch Warenzustellungen binnen weniger Minuten anzubieten.

Geld dringend benötigt

Das rasante Wachstum und viel Werbung verschlingen reichlich Geld. Auch Delivery Hero verdient mit seinem Geschäft bisher noch keinen Cent. Im ersten Halbjahr stand unter dem Strich ein Verlust von gut 918 Millionen Euro und damit etwa doppelt so viel wie vor einem Jahr.

Kein Wunder also, dass Delivery Hero dringend neues Geld braucht. Anfang September beschaffte sich der Dax-Konzern mit der Ausgabe von Wandelanleihen mehr als eine Milliarde Euro. Das Management wolle das Geld "für allgemeine Unternehmenszwecke" nutzen sowie bei entsprechenden Gelegenheiten in Wachstum investieren.