Wirtschaft

Katerstimmung: Krisen beenden die Börsenparty

Jeder Krisenherd ist einer zu viel. Auch wenn es kapitalistisch klingt – auch für die Aktienmärkte. Angesichts des Gaza-Konflikts und der Ukraine-Krise haben die Börsen ohnehin bereits in den Retourgang geschaltet. Zum Ende der laufenden Börsenwoche kam allerdings ein weiterer Schreckfaktor dazu: US-Präsident Barrack Obama kündigte Luftangriffe auf radikale Milizen im Nordirak an. Da brauchte es gar nicht mehr die Befürchtungen vor einer baldigen Zinswende in den USA. Die Anleger kippten reihenweise Aktien aus ihren Depots.

Durch die Zeitverschiebung gab Asien den Startschuss zur Talfahrt. In Tokio rutschte der Nikkei-Index um fast drei Prozent nach unten. Die Katerstimmung breitete sich anschließend auch in Europa aus. Der Frankfurter DAX, der Anfang Juni erstmals die Marke von 10.000 Punkten übersprungen hatte, rutschte erstmals seit März wieder unter die 9000-Punkte-Latte. Wie der DAX gab auch der Wiener ATX im frühen Handel um deutlich mehr als ein Prozent nach. Für das Wiener Börsenbarometer war das bereits der neunte Verlusttag in Folge.

Am Nachmittag erholten sich die Aktienkurse zwar wieder, die Unsicherheit der Anleger aber bleibt. "Politische Börsen haben kurze Beine", heißt eine der vielen Börsenweisheiten. "In Anbetracht der Vielzahl an Krisenherden besteht aber das Risiko, dass dieses Mal die Beine etwas länger ausfallen können", heißt es in einer Analyse der deutschen Postbank.

Roter Bereich

Seit Jahresbeginn hat der Frankfurter DAX rund 5,5 Prozent verloren. In Paris und London ist das Minus sogar etwas kleiner. Der Wiener ATX befindet sich allerdings mit 12,4 Prozent im roten Bereich. Die Hoffnung, dass die Wiener Börse das heurige Jahr positiv abschließt, dürfte sich damit zerschlagen haben. "Der ATX ist eine Katastrophe. Wenn er die Nulllinie schafft, wäre das schon super, aber ich glaube es nicht", lautet das Urteil von Alfred Reisenberger, Chefanalyst der Valartis Bank Austria. Der DAX könnte das laufende Börsenjahr allerdings durchaus positiv abschließen.

Die Kursverluste der vergangenen Tage sind für Reisenberger "eindeutig mehr als das übliche Sommerloch, aber auch eine Übertreibung". Denn das große Bild für die Wirtschaft habe sich nicht viel verändert. Er rät daher dazu, "scheibchenweise zu kaufen". Wie sich die aktuellen Krisen auswirken, könne aber keiner beurteilen, das wäre Kaffeesud-Leserei. Seine größte Angst ist es, "dass die Stimmung an den Börsen wirklich kippt".

Die Folge wäre ein großer Ausverkauf. Mancher deutscher Analyst sieht den DAX schon bei 8000 bis 8500 Punkten.