Wirtschaft

Nvidia verdient mit Künstlicher Intelligenz Milliarden

ChatGPT hat Ende vergangenen Jahres den Hype um Künstliche Intelligenz (KI) losgetreten. Hunderte Millionen Menschen nutzten innerhalb weniger Monate den Chatbot auf KI-Basis, der Texte schreiben und Fragen beantworten kann. Das hat dazu geführt, dass KI in immer mehr Anwendungen integriert wird. Microsoft rüstet etwa seine Office-Programme damit auf und auch Google will KI zunehmend in seinen Produkten einsetzen. Auch viele andere Unternehmen füttern KI-Systeme mit eigenen Daten, um sie für sich zu nutzen.  

Weil die sogenannte generative Künstliche Intelligenz viel Rechenleistung benötigt, sind dafür spezielle Prozessoren notwendig. Und die kommen derzeit meist von Nvidia, das deshalb als eines der ersten Unternehmen kräftig von dem KI-Boom profitiert.

Rekordergebnisse

Der US-Chiphersteller vermeldete am Mittwoch Rekordergebnisse. Der Umsatz konnte von Mai bis Juli auf 13,5 Milliarden Dollar (12,5 Mrd. Euro) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt werden. Der Gewinn sprang von 656 Millionen Dollar auf knapp 6,2 Milliarden Dollar (5,7 Mrd. Euro) und hat sich fast verzehnfacht. Die Nvidia-Aktien legten zeitweise über acht Prozent zu und erreichten ein neues Allzeithoch.

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Der Börsenwert überschritt bereits im Mai zum ersten Mal die Billionen-Dollar-Grenze, was Nvidia zum wertvollsten Chiphersteller der Welt machte und  den Konzern in eine Liga mit den Tech-Schwergewichten Apple, Microsoft, der Google-Mutter Alphabet und Amazon katapultierte.

Mit generativer Künstlicher Intelligenz werden Systeme bezeichnet, die Texte, Bilder und andere Inhalte erstellen können. Als Basis dafür dienen Daten, mit denen sie trainiert wurden

ChatGPT & Co
Prominente Beispiele sind etwa die Chatbots ChatGPT und Googles Bard oder die Bilderstellungs-Tools Midjourney und Stable Diffusion

Breiter Einsatz
Zum Einsatz sollen solche Systeme bald bei vielen Anwendungen kommen, etwa bei Microsoft Office oder zahlreichen Google-Produkten

Großer Sprung bei Rechenzentren

Das Gros der Erlöse stammt mit mehr als 10 Milliarden Dollar (Plus 171 Prozent) aus dem Verkauf von Chips für Datenzentren, wo die meisten KI-Anwendungen laufen und die Systeme trainiert werden. Sie kosten pro Stück zwischen 10.000 und 30.000 Dollar und werden Nvidia  nachgerade aus der Hand gerissen.

Investoren vergleichen die Prozessoren des Herstellers deshalb gerne mit den Schaufeln, mit denen sich in der Zeit des Goldrausches vor fast 200 Jahren viel Geld verdienen ließ. In der Branche gelten Chiphersteller generell als Gradmesser für die Nachhaltigkeit von Trends. Analysten stellen Nvidia bereits in eine Reihe mit Intel, dessen Prozessoren maßgeblich den PC-Boom in den 1990er-Jahren befeuerten.

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"Neues Computerzeitalter"

Auch Nvidia-Chef Jensen Huang ist um Superlative nicht verlegen. Er sprach  vom „Beginn eines neuen Computerzeitalters“. In den Datenzentren zeichne sich ein Wandel von klassischen Prozessoren hin zu beschleunigten Chip-Architekturen für generative Künstliche Intelligenz ab. Dabei handle es sich um einen langfristigen Trend, sagte Huang. Er geht davon aus, dass in den nächsten Jahren jährlich bis zu 250 Milliarden Dollar in die Aufrüstung von Rechenzentren fließen werden:  „Das Wettrennen um die Einführung generativer Künstlicher Intelligenz ist eröffnet.“

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Potenzial früh erkannt

Der Erfolg des 1993 gegründeten Chipherstellers, der bisher vor allem für Grafikkarten für Computerspiele bekannt war und wegen der Rechenleistung seiner Prozessoren auch am Boom um Kryptowährungen gut verdiente, kommt nicht von ungefähr. Nvidia erkannte bereits früh das Potenzial, das Grafikchips, die Millionen von Pixeln auf einem Bildschirm parallel verarbeiten, für die Beschleunigung von Rechenoperationen haben können und machte sie dafür nutzbar. Die Prozessoren des Herstellers kamen bereits vor mehr als zehn Jahren bei frühen Bilderkennungssystemen auf Basis maschinellen Lernens zum Einsatz.

Nvidia investierte  in die Weiterentwicklung  der Technologie und hält heute laut den Marktforschern von Omdia einen Marktanteil von mehr als 70 Prozent bei KI-Chips. Die Konkurrenz schläft nicht. Der Hersteller AMD stellte im Juni einen neuen Chip für den Bereich vor und arbeitete dabei mit Microsoft zusammen,  das massiv in KI investiert und auch wegen der hohen Preise für Nvidia-Chips nach Alternativen  sucht. Auch Google, Amazon, Meta und IBM haben KI-Chips entwickelt.

Nvidia, das auch im Geschäft mit Grafikkarten für das Gaming den Umsatz auf knapp 2,5 Milliarden Dollar steigern konnte, rechnet auch weiterhin mit steigenden Erlösen. Für das laufende Quartal werden Einnahmen von 16 Milliarden Dollar erwartet