Wirtschaft/Karriere

„Weniger Arbeit ist nicht die Lösung“: Arbeiten Sie schon gesund?

„Weniger Arbeit ist nicht die Lösung“, sagt Alexander Biach, Direktor-Stellvertreter bei der Wirtschaftskammer Wien. „Wir brauchen stattdessen eine gesunde Arbeitszeit und einen gesünderen Lebensstil.“ Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels scheint das auch wirtschaftlich gesehen nur logisch zu sein, denn „in Österreich haben wir ab 65 Jahren einen Pflegeanteil von etwa 20 Prozent.“

Um dem entgegenwirken zu können, braucht es eine Veränderung in der Arbeitskultur und, laut dem Präventions- und Rehabilitationsmediziner Richard Crevenna, „ein Umdenken in der Bevölkerung und Politik zum Thema Prävention. Die Gesundheitsförderung sollte Teil der Unternehmenskultur werden.“

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Sport im Büro

Pünktlich um 10:30 Uhr trifft sich die gesamte Belegschaft zum Stretching und einem kurzen gemeinsamen Work-out, ausgestattet mit Smartwatches. Nebenan steht der Obstkorb. So oder so ähnlich könnte ein gesunder Arbeitsplatz aussehen. Denn die drei zentralen Risikofaktoren für die Gesundheit sind laut Alexander Biach mangelnde Bewegung, schlechte Ernährung und psychische Belastung. Richard Crevenna: „Arbeit darf uns laut dem Arbeitnehmerschutz nicht krank machen. Verantwortlich für Maßnahmen, die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten garantieren, ist somit immer der Arbeitgeber.“

Dazu gehört beispielsweise eine Einbindung der Vorsorgeuntersuchung im Dienstvertrag, damit sie regelmäßig durchgeführt wird. Veränderungen jeglicher Art können jedoch nur nachhaltig durchgesetzt werden, wenn alle, vom CEO bis zur Samstagskraft, mitmachen. Dazu muss die intrinsische Motivation ausgelöst werden. Aktiviert wird sie durch attraktive Anreize, wie etwa finanzielle Vorteile. Es braucht laut Crevenna aber auch Informations- und Aufklärungsprogramme sowie einen „partizipativen Führungsstil. Ideal wäre es, wenn alle Mitarbeitenden die Möglichkeit haben, Veränderungen mitzugestalten“, so Biach.

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Eine Veränderung, die bleiben wird, ist das Homeoffice

Biach sieht die digitale Welt als eine mögliche Lösung vieler Probleme, vor allem dem Work-Life-Balance-Dilemma, das wie beide Experten wissen, für die neue Generation an Mitarbeitern nicht mehr wegzudenken ist. „Die One-Man- oder One-Woman-Show spielt es nicht mehr. Leute wollen ein Privatleben. Aber die Arbeitswelt als Dauerbelastung zu sehen, bringt keine Erfüllung. Arbeit sollte sinnstiftend sein. Das hilft bei der Herstellung von Balance“, sagt Biach.

Auch die psychische Gesundheit hänge weniger mit der formalen Entlastung zusammen. „Man könnte 20 Stunden arbeiten und dennoch den Stress nicht abschütteln.“ Was wirklich greift, sei Sport. Crevennas Tipp ist es, unter anderem Laufgruppen oder gemeinsame Wandertage zu organisieren.

Um diese kulturelle Veränderung zu verankern, müssen Themen wie Gesundheit schon von Kindesbeinen an gelernt werden, meint Richard Crevenna: „Beginnend von der Kinderkrippe und der Schule bis zur Berufsausübung.“