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Plötzlich Weltmeister: Wie die WorldSkills-Gewinner mit dem Ruhm umgehen

Kurz war es still. Und dann tosender Applaus, der vergangenen Samstag durch die Messehallen der Euroexpo im französischen Lyon hallte. Es waren die letzten entscheidenden Minuten der WorldSkills-Bewerbe 2024. Die Teilnehmer finalisierten im Eiltempo ihre Projekte. Umgeben von einer Schar feiernder Fans. Zu diesem Zeitpunkt stand noch nicht fest, wer es aufs Podest schaffen wird. „Aber in unseren Augen haben sie schon gewonnen“, sagte Martina Kern, Mutter von Teilnehmerin Carina Kern. „Überhaupt bei den Berufsweltmeisterschaften teilzunehmen, ist schon ein unglaublicher Erfolg.“ Eine Medaille oder gar der erste Platz die große Draufgabe.

Bei den WorldSkills treten die weltbesten Jungfachkräfte gegeneinander an. Konkret 1.600 topausgebildete Fachkräfte aus aller Welt – von Uganda über China bis zur Schweiz. Das diesjährige Ergebnis: Sieben Medaillen für Österreich. Davon drei goldene Weltmeistertitel.

Was hinter Gold steckt

Als Skillsgewinner braucht man Leidenschaft – und die muss von innen kommen, weiß SkillsAustria-Präsident Josef Herk, auch bekannt als „Mister Skills“, der aus dem Schwärmen für die Teilnehmer nicht rauskommt.

Sie brennen für ihren Beruf, manche trainieren über 800 Stunden für diese Skills, legen Wert auf jedes noch so kleine Detail. Denn Unerwartetes kann im Wettbewerb immer passieren: Softwareprobleme, falsche Kochzutaten, Verletzungen. „Es gab einen Punkt, an dem ich fast alles hinwerfen wollte“, erinnert sich Fliesenleger und Goldmedaillenträger Florian Gruber. „Wenn ich an die vergangenen Wochen und Monate denke, an all das Training und die harte Arbeit, dann weiß ich, dass es sich definitiv gelohnt hat.“

Laut dem Betonbau-Duo Christoph Kurz und Stefan Huber ist der erste Platz ihrem Trainer Thomas Prigl zu verdanken: „Ohne ihn hätten wir das nie geschafft. Wir haben extrem viel von ihm gelernt“, so Huber. Aber auch die Unterstützung ihrer Familie scheint ausschlaggebend gewesen zu sein, denn sie waren mit dabei und feuerten die beiden an. „Wir haben eine Landwirtschaft und Christoph war schon immer handwerklich begabt“, erklärte der Vater und präsentiert stolz das fertige Ergebnis des Duos: „Schaut nicht schlecht aus, oder?“

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Was Gold verändert

„Weltmeister in Floristik – das klingt einfach abgefahren, wie ein Traum“, sagt Manuel Bender strahlend. Auf die Frage, ob seine Blumen nun teurer werden, antwortet er voller Ernst: „Nein, natürlich nicht!“ Preislich wird sich bei ihm nichts ändern, aber ein Effekt des Goldgewinns zeigt sich trotzdem schon, bestätigt sein Arbeitgeber Karl Schick: „Sein Telefon läutet ununterbrochen.“ Verwandte, Freunde und sogar Kunden wollen ihm gratulieren. „Auch im Geschäft kriegen wir seitdem viel Lob für den Erfolg.“ 

Dass sein Mitarbeiter tatsächlich mit Gold aus Frankreich zurückkehrt, hat er noch nicht ganz realisiert, gibt er zu. „Mit so etwas kann man nicht rechnen“, sagt der Meisterflorist. „Aber wir freuen uns, dass wir einen tollen Mitarbeiter haben, der engagiert ist und unseren Beruf so gut vertritt. Er beweist, dass man mit Handwerk beruflich Erfolg haben kann.“

Wie man einen solchen Mitarbeiter findet? „Ich glaube, Manuel hat uns gefunden“, lacht er. „Wir waren beide zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“

Was man mit Gold macht

Ein Goldgewinn macht viel für das Berufsbild, weiß Rene Zinner, Geschäftsführer der Georg Fessl GmbH, bei dem die Betonbauer Christoph Kurz und Stefan Huber tätig sind. „Sie sind Motivation für viele junge Menschen in allen Bauberufen“, verkündet die Firma. Die Weltmeister selbst wollen die intensive Zeit in Lyon zunächst noch verarbeiten und lassen alles Weitere auf sich zukommen.

Keine schlechte Idee, findet Barbara Huber. Sie selbst hat vor 30 Jahren bei den WorldSkills Gold gewonnen und musste sich danach auch erst orientieren. Sie erinnert sich: „Die einen eröffneten Hauben-Restaurants, die anderen übernahmen große Firmen“. Sie selbst entschied sich für einen kleinen Bergbauernhof, den sie heute in Salzburg führt.

Was die acht Lyon-Gewinner künftig machen werden, ist also offen. Meisterflorist Karl Schick meint: „Wo die Reise hingeht, wissen sie sicher selbst noch nicht, aber ein Grundstein ist mit dem Erfolg schon mal gelegt.“