Wirtschaft/Karriere

Unicredit-Manager Zadrazil: "Nachhaltigkeit ist unser Kerngeschäft"

Das Interview mit Banker Robert Zadrazil, Country Manager Österreich der UniCredit, findet vor schroffen Berggipfeln und Gletschern statt. Ein riesiges Bild des Künstlers Herbert Brandl gibt den passenden Rahmen für ein Gespräch über Klimaziele und nachhaltiges Wirtschaften.

KURIER: Herr Zadrazil, ist das Thema Nachhaltigkeit etwas, das Sie in der Bank beschäftigt oder sind andere Dinge wichtiger?

Robert Zadrazil: Nachhaltigkeit und ESG gehören zu den größten strategischen Themen, die wir verfolgen und mit denen wir uns laufend beschäftigen. Ein weiteres Thema ist natürlich die aktuelle wirtschaftliche Situation. Wir beobachten, dass KMU, Familienbetriebe und langjährige Kunden es nicht leicht haben. Aber genau da sehe ich unsere Rolle als Bank: auch in solchen Phasen gemeinsam Lösungen zu finden.

Als Partner für schwierigere Zeiten also. 

Salopp sage ich immer: Wenn es einfach ist, kann es jeder machen. Kunden erinnern sich Jahre später an kritische Situationen in ihren Unternehmen und dass man ihnen, in einer Zeit, in der das nicht jeder gemacht hätte, geholfen hat. So entsteht Vertrauen und große Loyalität in einem ohnehin schon schwierigen Umfeld.

Die Immobilienfinanzierung ist aktuell nicht einfach. Wie sehen Sie das Thema?

Wir sind zuversichtlich, mit dem, was wir gemacht haben. In den vergangenen Jahren haben wir uns bei gewerblichen Immobilien sehr selektiv Projekte ausgesucht, die für uns passen. Haben dadurch vielleicht auch den ein oder anderen Marktanteil verloren – das aber bewusst.

Sie meinten, dass Nachhaltigkeit und ESG (Environment Social Governance) strategisch große Themen sind. Was heißt das in der Praxis?

Nachhaltigkeit und ESG sind mittlerweile ein breites Querschnittsthema, das alle Teile der Bank betrifft. Da geht es um das Kerngeschäft, also die Firmen und Privatkunden. Auch um Finanzierungen und Investmentprodukte. ESG-Kriterien sind auch ein integraler Bestandteil des Risikomanagements. Potenzielle Nachhaltigkeitsrisiken werden hier identifiziert und besprochen. ESG betrifft aber auch uns selbst. Wir haben etwa unseren CO2-Fußabdruck am BA-Campus in den vergangenen 15 Jahren um 85 Prozent reduziert.

Wer treibt intern diese Themen?

Nachhaltigkeit wird vor allem in den jeweiligen Geschäftsbereichen vorangetrieben. Mit dem Umweltmanagement haben wir auch nach wie vor ein Zentralteam, in dem aber nur interne Themen besprochen werden. Etwa, wie wir weniger Energie verbrauchen oder was wir am Campus optimieren könnten. Nur ein kleines Team kümmert sich also um Zahlen, Zielsetzungen und Koordination, weil es ohnehin schon in allen Businessbereichen ausgerollt ist. Es gibt kaum ein Kundengespräch, in dem nicht nach ESG und Nachhaltigkeitsstrategien gefragt wird.

Welches Ziel verfolgen Sie hier generell?

Wir wollen unser Portfolio bis 2030 optimieren. Wenn man das auf die Geschäftsbereiche herunterbricht, ist es keine aufregende Rechnung. Es geht um grüne Finanzierungen, Partnerschaften und Kooperationen.

Geht das so weit, dass Sie manche Geschäfte im Hinblick auf ESG ablehnen?

Das kann man ganz simpel mit Ja beantworten. Wir haben für jede Industrie klare Zielsetzungen und Regelungen, was wir finanzieren oder eben nicht. Die große Herausforderung liegt eher in Unternehmen, die wir in ihrer Nachhaltigkeitstransformation unterstützen wollen. Dann wird diskutiert, ob es sich um „halbgrüne“ Investitionen oder doch eher „braune“ handelt.

WWF Bankenstudie

Im Ranking "Klima" der WWF-Bankenstudie wurde die UniCredit Bank Austria als "Vorreiter" eingestuft, weil sie in Kernbereichen Maßnahmen zum Klimaschutz vorweisen kann. Die Bank hat sich grundsätzlich zur Dekarbonisierung ihres Kerngeschäfts verpflichtet (Green Finance Alliance, Net Zero Banking Alliance) und bietet eine breite Palette nachhaltiger Finanzprodukte 

Die Climate Hours

Im Sinne des Klimaschutzes und einer gerechteren (Arbeits-) Welt ist die UniCredit Bank Austria Teil der Klimainitiative "Climate Hours" von KURIER und Glacier. Ein Jahr lang werden die Mitarbeiter, Partner und Lieferanten der UniCredit Bank Austria geschult und auf das Thema sensibilisiert - der KURIER berichtet laufend über die Fortschritte. Mehr Informationen dazu unter: climatehours.com

Nachhaltigkeit wird verstärkt zu einem Kriterium, das bestimmt, ob Firmen zukunftsfit sind. Wie sehr wird das den Markt beeinflussen?

Jedes Unternehmen muss diese Kriterien für sich selbst definieren. Die Handlungsnotwendigkeit ist aber jedenfalls da. Um die gesetzten Klimaziele für 2030 zu erreichen, müssten zusätzlich ungefähr 140 bis 150 Milliarden Euro investiert werden. Zusätzlich. Das ist ein irres Volumen. Gewisse Gebäude, die beispielsweise nicht den ESG-Richtlinien entsprechen, werden zum Ladenhüter werden. Selbst, wenn man viel in ihre Sanierung investiert, wird es schwierig. Da stellt sich die Frage, wie man sich anpassen kann, um sich als Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen. Die Relevanz der Nachhaltigkeit wird hier deutlich.

Sie sprechen von einer Handlungsnotwendigkeit: Woher kommt der größte Druck?

Wir hoffen, dass der große Druck zur Veränderung von den Eigentümern und Unternehmern selbst kommt. Sie müssen überzeugt sein, dass hier große Wettbewerbsvorteile entstehen, dass hier Chancen sind – neben den sozialen und den gesamtwirtschaftlichen Verantwortungsthemen. Wir selbst haben natürlich ein regulatorisches Umfeld, EU-Taxonomien, die uns dazu zwingen, zusätzlich unsere Portfolios und Ziele entsprechend zu definieren. Auch wenn wir als Dienstleister selbst keinen großen Fußabdruck haben, sehen wir eine Notwendigkeit, zu handeln. Was wir optimieren können, werden wir auch weiter optimieren. Als Finanzpartner unterstützen wir diese Entwicklungen auch bei den Unternehmen.