IT-Expertin: „Die IT-Welt wird zu einseitig gezeichnet“
Von Ornella Wächter
KURIER: Als SAP-Expertin üben Sie einen gefragten Beruf aus, in einer männerdominierten Szene. Mussten Sie sich oft beweisen?
Cornelia Samec: Am Anfang war es schon so, dass ich mir meinen Platz verdienen musste. Ich musste zwar kein Extra an den Tag legen, bin aber auf viel Skepsis gestoßen. Nachdem ich gezeigt habe, was ich kann, wurde ich nicht mehr angezweifelt. Es kommt drauf an, wie man selbst damit umgeht. Mir war es einfach egal, dass ich mehr mit Männern zu tun habe, man braucht in diesem Job einfach ein gutes Selbstbewusstsein.
Sie haben direkt nach der HTL-Matura angefangen zu arbeiten. Sie wussten bereits, in welche Richtung es gehen sollte?
Eigentlich nicht. Auf der HTL wurde ich damals vollgestopft mit Informationen und Programmiersprachen, die IT-Welt wird sehr einseitig gezeigt. Es wird oft das Bild des typischen Programmierers gezeichnet und nicht, dass man auch wie ich, in die SAP-Beratung gehen kann, wo man viel mit Menschen zusammen arbeitet. Vielen ist nicht klar, was sie eigentlich für Möglichkeiten haben.
Experten sagen, die Ausbildung deckt sich oft nicht mit den ausgeschriebenen Berufsfeldern. Mithin ein Grund, warum es so schwer ist, IT-Spezialisten zu finden?
Auf jeden Fall. Man kann sich auf Multimedia, auf Netzwerke oder Programmiersprachen spezialisieren oder eben auf SAP-Beratung – wobei es hier ohne Kooperationen mit Firmen nicht möglich ist, Fuß zu fassen. Es gibt viele Berufsbilder, wo eine IT-Ausbildung förderlich ist – man versteht die Sprache, kann mit den Technikern und Entwicklern reden. Man selbst hat in vielen Jobs aber wenig Berührungspunkte damit. Zum Beispiel: Bei UX-Design (Anm.: im User-Experience-Design werden vor allem Webseiten designt) denken viele, sie bräuchten ein hohes grafisches Vermögen, aber eigentlich geht es mehr um eine gute Auffassungsgabe und gezieltes Fragen, um zu verstehen, was sich mein Gegenüber wünscht.
Der Frauenanteil bei TietoEvry in Österreich liegt bei rund 25 Prozent. Welche frauenfördernden Maßnahmen helfen?
Wir versuchen die Quote zu heben, es ist aber nicht einfach. Von zehn Bewerbungen auf eine offene Stelle kommen drei, vier Frauen. Wir veranstalten gemeinsam mit dem AMS, Schulen oder FH Informationsveranstaltungen, stellen uns als Firma vor, zeigen den Arbeitsalltag und die Vorteile einer Karriere in der IT – etwa dass man sehr flexible Arbeitszeiten hat. Als People Managerin nehme ich auch gerne junge Frauen zu Kunden mit, um sie zu fördern oder ihnen zu zeigen, was ich gelernt habe und wie ich das machen würde.
Hat Corona aus Ihrer Sicht den Fachkräftemangel in der IT entschärft?
Er bleibt eigentlich unverändert. Viele Firmen haben weiter gesucht, zudem setzen immer mehr auf SAP-Beratung, das merken wir auch bei den Bewerbungen, dass es hier eng wird.