Wirtschaft/Karriere

Hotelier über den Wien-Tourismus: „Drastischer Einbruch“

KURIER: Wir sitzen in der Lobby Ihres Hotels. Wäre die Stimmung hier vor einem Jahr anders gewesen?

Florian Wille: Ja, völlig. Dort drüben am Flügel wurde musiziert, Gäste gingen ein und aus, im August hat man hier kaum einen Tisch bekommen. Das war ein komplett anderes Flair. Jetzt ist ja kaum jemand da.

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Viele Luxushotels haben gemeldet, dass gerade einmal zehn Prozent ihrer Zimmer belegt sind. Wie ist die Situation bei Ihnen?

Ab Mitte März ist bei uns alles weggebrochen, in zwei Wochen wurde das gesamte Jahr ausradiert. Im April gab es einen kleinen Lichtblick, danach haben wir uns einen Monat lang im niedrigen, einstelligen Bereich bewegt. Mittlerweile pendelt sich die Belegung bei rund 20 Prozent ein. Im Vorjahr waren es 80 Prozent.

Woher kommen im Moment Ihre Gäste?

Wir haben das Glück, dass die meisten unserer Stammgäste aus Deutschland und Österreich kommen. Großbritannien, Asien, Amerika kam mehr und mehr dazu, aber der Kern war immer Zentral- Kontinentaleuropa. Fliegen tun aber die wenigsten, es gibt ja kaum Verbindungen, die meisten kommen mit dem Auto angereist. Ich glaube aber auch, dass dieses „Staycation“-Konzept, also Urlaub zuhause, ein Produkt wird, dass an Interesse gewinnen wird. Im Mittleren Osten ist es durchaus gang und gebe, sich am Wochenende in einem Hotel verwöhnen zu lassen.

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In Umfragen sprechen Menschen von dem Bedürfnis nach Naturerlebnissen – wie lässt sich das mit Städtetourismus vereinen?

Wien hat hier schon viel zu bieten – wir haben den Wienerwald, die Donauinsel, viele Parks. Das Kulturangebot ist zwar stark eingeschränkt, dafür erlebt man Schönbrunn ohne Menschenmassen – das hat doch auch etwas.

Der Tourismus ist drastisch eingebrochen, das spüren Hotels, Gastronomie und Geschäfte im ersten Bezirk. Wird die Wiener City zum Patienten?

Bei einem Patienten gehe ich immer von der Möglichkeit der Erholung aus. Die Frage ist, wie lange dauert sie? Ein entscheidender Faktor wird nicht nur die Rückkehr des Tourismus sein, sondern auch die Rückkehr in die Büros. Das vierte Quartal ist eine große Unbekannte. Die Unplanbarkeit ist das größte Übel.