Homeoffice ist nicht für alle die neue Normalität
Restaurants, in denen Roboter servieren – gibt es bereits. Pflegeroboter, die Pillen bringen und Geschichten erzählen – sind schon im Einsatz. Der rasante technologische Fortschritt und der Schub durch die Corona-Homeoffice-Pflicht scheint das Arbeiten vor Ort zum Auslaufmodell zu machen. Dabei wird vergessen, dass es für eine lange Liste an Tätigkeiten schlicht noch immer keine Option ist: In der Gastronomie etwa, im Einzelhandel, in Sportstätten und Unterhaltungsbetrieben, an Arbeitsplätze in der Produktion oder bei Stellen, wo im direkten Kundenkontakt gearbeitet wird.
"Das ist in Österreich aber noch in den Kinderschuhen"
Auch im Bereich der Gesundheits- und Pflegeberufe ist es für Arbeitgeber schwierig, auf Wünsche bezüglich ortsunabhängigem Arbeiten einzugehen. „Grundsätzlich ist die Arbeit mit Menschen, insbesondere in der Pflege, eine persönlich vor Ort erbrachte Dienstleistung. Hier darf auch der Beziehungsaspekt nicht vergessen werden“, meint dazu Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands.
Dafür, dass Mitarbeiter Flexibilität fordern, hat sie Verständnis. Man suche nach Möglichkeiten: „In der Lehre arbeiten wir mit Distance Learning. Auch Videocalls innerhalb und zwischen den Gesundheitsberufen werden genutzt. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit des Tele-Nursings, also Konsultationen via Videogespräch. Das ist in Österreich aber noch in den Kinderschuhen.“
Auch im Verkaufsbereich ist Homeoffice oft nicht möglich
„Bei uns herrscht generell bereits hohe Flexibilität, es sind viele Modelle und Varianten vorhanden“, erklärt Johannes Zimmerl, Direktor Konzernpersonalwesen Rewe Group Österreich. Doch aktuell lässt sich hybrides Arbeiten nur im Zentralbereich umsetzen. Generell, so Zimmerl, stehe bei den Mitarbeitern die Work-Life-Balance im Fokus: „Zeit hat einen generell höheren Wert eingenommen. All-In-Verträge verlieren an Attraktivität, das Interesse an Zeitausgleich statt Überstundenabgeltung ist höher. Wir bemerken in Gesprächen, dass Familie wichtig ist, aber auch die Selbstverwirklichung.“
Wie also ein attraktiver Arbeitgeber bleiben?
Vor allem bei Stellen, in denen physische Anwesenheit für die Verrichtung der Arbeit essenziell ist? Zimmerl: „Die Sicherheit, in einem stabilen Unternehmen zu arbeiten, nimmt einen größeren Stellenwert ein als früher. Der Handel hat als systemrelevante Branche an Attraktivität gewonnen. Als einer der größten Arbeitgeber Österreichs bieten wir abwechslungsreiche Aufgaben und Aufstiegsmöglichkeiten.
Auch Diversität stellt einen großen Erfolgsfaktor her.“ Auch Potzmann sieht Wege, um für Mitarbeiter attraktiv sein: „Ein angemessenes Gehalt, echte Aufstiegsmöglichkeiten, Fortbildung, Dienstzeiten, die auch eingehalten werden – besonders bei familiären Verpflichtungen – oder der Umgang an der Arbeitsstelle. Das, was man früher gerne als weiche Faktoren bezeichnet hat, rückt immer mehr in den Mittelpunkt.“