Wirtschaft/Karriere

Augen auf: Diese Start-ups haben 2023 Großes vor

Über 2.800 Start-ups gibt es in Österreich allein. Aber von welchen wird man im Jahr 2023 noch hören? Der KURIER fragte drei Experten aus dem Start-up-Rat nach den vielversprechendsten Start-ups im Lande.

Bernadette Frech ist CEO von Instahelp (eine Plattform für psychologische Hilfe) und hatte sofort eine Antwort parat: Das MedTech Start-up breathe ilo.

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Atemchecker

„Die Forschung vernachlässigt Mental Health und Female Health oft. Medikamente werden beispielsweise an Männern getestet und nicht auf Frauen abgestimmt.“ Genau deswegen war sie von breathe ilo beeindruckt. „Man merkt, dass sich das langsam ändert und diese Themen mehr Aufmerksamkeit erhalten.“

Das wurde entwickelt:

Der weltweit einzige Zyklustracker für Frauen, der über die Atemluft funktioniert. Es ist eine Kombination zwischen Hardware (dem Atemluftanalysegerät) und Software (einer App). Die Geschäftsführerin Lisa Krapinger-Rüther erklärt, wie es funktioniert: „Man atmet in das Gerät hinein und sieht in der App, in welcher Zyklusphase man sich gerade befindet.“

Die Idee stammt von dem Endokrinologen Ludwig Wildt. Krapinger-Rüther machte gemeinsam mit Wernhard Berger aus der Idee ein Unternehmen. Nach einem Pitch bei „2 Minuten 2 Millionen“ ging die Erfindung in die Produktion und ist seit 2020 auf dem Markt: „Wir wollten es Frauen unbedingt zugänglich machen. Der Zyklus sagt nämlich viel über die Gesundheit aus.“

Das soll es bewirken:

Krapinger-Rüther kommt aus dem Marketing und wechselte aus persönlichem Interesse zum FemTech, um „Frauengesundheit aktiv mitzugestalten.“ Denn genau in diesem Bereich fehle es an Aufklärung: „Wir wollen allen Frauen – nicht nur jenen, die schwanger werden wollen – helfen, ihren Körper besser kennenzulernen und zu verstehen.“

Neujahrspläne:

breathe ilo ist derzeit nur im DACH-Raum erhältlich, das will das Team nun ändern. Der Fokus liegt jedoch auf etwas anderem: „Wir arbeiten derzeit an Studien in den USA, um breathe ilo als offizielles, nicht hormonelles Verhütungsmittel anbieten zu können.“

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Energiesparer

Markus Raunigs Wahl fällt auf das GreenTech Start-up nista.io. Er ist der Vorstand des European Start-up Network und Co-Host des Podcasts „Future Weekly“. Nista.io ist ein „Spin-off“ der TU Wien und bietet Energieeffizienz als Dienstleistung an.

Das Konzept, so Raunig, sei relevanter denn je, denn in Zeiten wie diesen achten viele Unternehmen auf ihren Energieverbrauch. Außerdem bleibt das Thema durch die Klimakrise auch langfristig wichtig.

Das wurde entwickelt:

nista.io will also produzierenden Unternehmen, Handelsketten und KMU helfen, Energie zu sparen. Um das zu schaffen, entwickelten sie eine Datenanalysesoftware. Mit Hilfe von AI (Künstliche Intelligenz) werden Sensordaten regelmäßig ausgewertet und geben einen Überblick über den aktuellen Energieverbrauch.

„Durch diese automatisierte Datenanalyse können regelmäßig an den Verbrauch angepasste Spar-Tipps gegeben werden“, sagt Co-Gründerin Anna Pölzl. Der Service sei mit einem Abo-Modell vergleichbar .

Das soll es bewirken:

„Die Industrie verbraucht gut ein Viertel der Endenergie in Europa. Wir möchten sie nachhaltig effizienter machen, um CO2 einsparen zu können“, sagt Pölzl. Denn erneuerbare Energien seien in der Energiewende nur der erste Schritt.

Man müsse trotzdem lernen, sparsamer zu sein. „Wir haben gemerkt, dass es hier ungenutztes Potenzial gibt. Unser Ziel ist es, Energieeffizienz so einfach zu machen, dass es zur Routine wird.“

Neujahrspläne:

Seit 2020 bietet nista.io ihr Service an: „Wir haben uns in Deutschland und Österreich gut etabliert. 2023 wollen wir das Angebot europaweit ausrollen und mehr Kunden dazugewinnen“, sagt Pölzl.

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Zukunftsdurchblicker

Stefan Haubner ist Founding Partner bei APEX Ventures. Er und sein Kollege Andreas Riegler spezialisieren sich auf DeepTech-Start-ups. Es sei nämlich ein „absoluter Trend. Wir verabschieden uns von der Konsumenten-Technologie, stattdessen geht es darum, nachhaltig Probleme mit neuer Technologie zu lösen“, sagt Riegler.

So wurde das Team von APEX Ventures auf die Arbeit von TriLite aufmerksam. Man stelle sich vor: Mit einer, von außen unscheinbar wirkenden Brille durch die Stadt spazieren, während ein Stadtplan direkt vor die Nase projiziert wird.

Das wurde entwickelt:

Der kleinste Laser Beam Scanner (LBS) der Welt wird unauffällig in eine Brille eingebaut und macht somit Augmented Reality (AR; Deutsch: Erweiterte Realität) möglich. Dieser winzige Laserprojektor kann ein Bild vors Auge projizieren und durch die Brille AR-Inhalte, Informationen, Bilder, Nachrichten, etc. diskret sichtbar machen, ohne im Alltag zu stören.

„Ich merke, dass in Österreich junge Leute an Projekten arbeiten möchten, bei denen  die Chance besteht, in der Welt etwas zu verändern.“

Andreas Riegler, APEX Ventures

Susan Backhaus ist im TriLite Product Marketing und nennt ein Beispiel: „Beim Kochen müsste ich nicht mehr in ein Kochbuch schauen. Das Rezept wäre direkt vor meinen Augen.“ Die Realität wird also virtuell angepasst. So könnte man in Zukunft auf der Skipiste die eigene Geschwindigkeit und Herzfrequenz vor sich sehen.

Das soll es bewirken:

Backhaus nennt es „die Zukunft der Smartgeräte“. Ziel sei es, das Gerät zur täglichen Anwendung verfügbar zu machen. „Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, in die AR-Welt einzutauchen.“

Neujahrspläne:

Momentan ist der Laser Beam Scanner in der Evaluierungsphase bei Schlüsselkunden. 2023 legt TriLite den Fokus auf die Produktions-Vorbereitung. Die Produktionsphase soll bereits 2024 starten.