Arbeitsklima: Mangelnde Mitbestimmung begünstigt Job-Wechsel
Wenn Beschäftigte mit ihren Mitbestimmungsmöglichkeiten im Unternehmen unzufrieden sind, steigt die Wahrscheinlichkeit um fast das Dreifache, dass sie mit einem Jobwechsel liebäugeln, so das Ergebnis einer Erhebung der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich - und zwar unabhängig von Branche, Unternehmensgröße und beruflicher Stellung. Und derzeit sind nur 57 Prozent der Beschäftigten diesbezüglich zufrieden.
Darüber hinaus gibt es weitere Parameter, die für ein deutlich besseres Arbeitsklima sorgen: Denn Gestaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz wirken sich ebenso positiv auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter aus wie ein Betriebsrat oder eine Personalvertretung im Unternehmen.
Passen die Mitbestimmungsmöglichkeiten, so sind 80 Prozent der Befragten mit ihren Vorgesetzten und mit der sozialen Einstellung ihres Betriebes gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zufrieden, so die AK Oberösterreich in der mit IFES und Foresight durchgeführten Erhebung zum Arbeitsklimaindex. Bei den unzufriedenen Beschäftigten sind hingegen 60 Prozent der Befragten mit diesen Faktoren unzufrieden. Und 38 Prozent der Unzufriedenen wünschen sich eine andere Arbeitszeitregelung. Bei jenen, die damit zufrieden sind, sind es hingegen nur 23 Prozent. Bei den Unzufriedenen ist auch der Anteil jener deutlich höher, die weniger arbeiten wollen.
Wobei es bei der Einschätzung der Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten je nach Branche deutliche Unterschiede gibt. Am schlechtesten schneiden Tourismus und Gastronomie ab - sowohl in puncto Mitbestimmung (49 Prozent zufrieden) als auch in puncto Gestaltungsmöglichkeiten (62 Prozent). Geht es nach den Gestaltungsmöglichkeiten, so stechen das Unterrichtswesen (74 Prozent) und das Gesundheits- und Sozialwesen (71 Prozent) positiv hervor. Dafür sind nur jeweils 52 Prozent mit den Mitbestimmungsmöglichkeiten zufrieden. Im Bauwesen stufen 71 Prozent der Beschäftigten die Gestaltungsmöglichkeiten positiv ein und 67 Prozent sind mit den Mitbestimmungsmöglichkeiten zufrieden.
Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer macht es aber auch einen Unterschied, ob es einen Betriebsrat oder eine Personalvertretung gibt: Ist diese Interessensvertretung vorhanden, so sind 66 Prozent mit dem Einkommen und 63 Prozent mit den Weiterbildungsmöglichkeiten zufrieden. Gibt es diese nicht, so sinkt der Anteil der Zufriedenen auf 55 bzw. 52 Prozent. Und 68 Prozent der Beschäftigten in organisierten Betrieben sind mit ihrer sozialen Absicherung zufrieden. In Betrieben ohne Interessensvertretung sind es nur 55 Prozent.
Eine Interessensvertretung wirkt sich auch auf die Gesundheit der Beschäftigten positiv aus: Denn 40 Prozent der Befragten in organisierten Betrieben erhalten Obst und Gemüse, 38 Prozent verfügen über ergonomische Möbel und 23 Prozent haben Zugang zu Beratungs- und Coachleistungen - damit schneiden diese Betriebe durchwegs besser ab als jene ohne Interessensvertretung.
Wobei im Schnitt 57 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Betrieben mit einem Betriebsrat oder einer Personalvertretung arbeiten. Im Privatsektor sind es allerdings nur noch 52 Prozent, die eine Interessensvertretung im - meist größeren - Betrieb haben. Wobei auch hier der Tourismussektor mit 16 Prozent der Beschäftigten negativ hervorsticht. Im Bauwesen sind 41 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in organisierten Betrieben, im Handel sind es 46 Prozent.
Nach Berufen sind Friseurinnen und Kosmetikerinnen die Schlusslichter, wenn es um eine berufliche Interessensvertretung geht. Am häufigsten verfügen hingegen Fabriksarbeiter mit 81 Prozent über eine Interessensvertretung, gefolgt von Werkzeugmachern (79 Prozent) und Bankangestellten (77 Prozent).