Wirtschaft

"Karriere danach": AMS fördert Neustart von Spitzensportlern

Was tun nach dem Spitzensport?  Die Salzburgerin Michaela Dygruber beendete ihre Karriere als Skirennläuferin nach Knieproblemen unfreiwillig schon mit 26 Jahren. „Ich wusste, dass die sportliche Karriere irgendwann endet und wollte nicht in dem Tunnel Sport bleiben“, berichtet die ehemalige Weltcup-Slalom-Läuferin. Mithilfe des Vereins KADA (Karriere danach) konnte sie dank eines Förderprogramms neben dem Spitzensport ihr BWL-Studium abschließen. Danach schaffte sie den Sprung in die Privatwirtschaft und heuerte bei ihrem Sponsor Claro an. Seit einem Jahr arbeitet sie dort im Marketing.
 

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4.000 Leistungssportler/innen

Rund 4.000 Leistungssportler gibt es in Österreich, davon rund 2.000 Fußballer. Nur ganz wenige haben nach ihrer sportlichen Karriere finanziell ausgesorgt, die meisten müssen sich erst eine zweite Karriere nach dem Sport aufbauen. Damit dies auch gelingt, gibt es seit 2006 den Verein „KADA“, der von AMS und Sportministerium mit einem Jahresbudget von 500.000 Euro unterstützt wird.

KADA begleitet die Spitzensportler schon während, aber vor allem auch nach der Karriere beim Übergang in den nachsportliche Berufskarriere. Ein System, dass es so in anderen Ländern gar nicht gibt. Neben Bildungs- und Berufsorientierung werden die Athleten konkret dabei unterstützt, Spitzensport mit einer beruflichen Ausbildung oder Tätigkeit zu vereinbaren. Es gibt u.a. eigene Studienförderprogramme und Vorbereitungskurse auf die Berufsreifeprüfung. „Wir versuchen, individuelle Lösungen zu finden“, erläutert KADA-Geschäftsführerin Roswitha Stadlober, die selbst Spitzensportlerin war.

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Die Bilanz nach 15 Jahren kann sich sehen lassen: Rund 1.000 Athletinnen und Athleten wurden seither betreut. Knapp 70 Prozent vor ihnen waren innerhalb von drei Monaten nach Projektende noch im Job.

60 Prozent Fußballer

Aktuell werden etwa 500 aktive Sportler von KADA betreut, wobei 270 an Studienförderprogramm teilnehmen und 74 Vorbereitungskurse absolvieren. Die meisten sind zwischen 30 und 35 Jahre alt und ehemalige Fußballer (60 Prozent).  Der Rest kommt aus anderen Mannschaftssportarten oder aus dem Skisport (4 Prozent). Der Frauenanteil ist mit 12 Prozent gering, was sich durch die Dominanz des Teamsports erklärt. Anspruch auf Arbeitslosengeld haben meist nur jene, die bei ihrem Verein angestellt waren, also vor allem Profi-Fußballer.

FC AMS

Aufgrund der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen auf den Profifußball hat sich die Zahl der arbeitslosen Profis im Jahresvergleich zu 2019 nahezu verdoppelt. In der transferfreien Zeit initiert das AMS daher ein eigenes Fußballercamp für arbeitslose Profifußballer. Ziel ist es nicht nur, die technisch-taktische Leistungsfähigkeit der Spieler zu erhalten, sondern sie auch auf eine mögliche Karriere danach vorzubereiten. „Nur etwa die Hälfte der vereinslosen Spieler findet danach auch einen Verein“, sagt AMS-Vorstand Johannes Kopf.

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Ein Profi-Fußballer, der mit KADA den Umstieg ins Berufsleben geschafft hat, ist der Ex-Austrianer Ione Cabrera. „Fußball hat nichts mit dem wirklichen Leben zu tun. Ich glaube, wir Fußballer leben in einer eigenen Welt“, sagt Cabrera. Er startete eine Elektriker-Ausbildung und arbeitet heute als Klimatechniker in einem Unternehmen.

Mehr Start-ups

In den vergangenen Jahren hätten sich auch immer mehr Sportprofis selbstständig gemacht, berichtet Stadlober.  Als Beispiele nennt sie Alexander Leichter mit seinem eCommerce-Unternehmen Byrd.