Hohe Inflation hausgemacht: "Andere hätten sie erst gar nicht entstehen lassen"
Die hohe Inflation in Österreich sei auf politische Entscheidungen zurückzuführen, so der Ökonom Kurt Bayer im Ö1-"Mittagsjournal". Österreich habe sich für den teureren, aber politisch einfacheren Weg entschlossen, Geld aufzunehmen und an Unternehmen und Haushalte auszuschütten, so der Ökonom und frühere Weltbank-Direktor. Es sei eine Frage der politischen Konfliktfähigkeit, wie man mit Krisensituationen umgehe, ergänzte Bayer.
Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) verteidigte wiederum diese Strategie. Es sei darum gegangen, die Kaufkraft zu stärken und Unternehmen zu unterstützen. Die leichte Differenz bei der Inflationsrate zu den anderen EU-Staaten sei auch mit dem höheren Wirtschaftswachstum in Österreich zu erklären.
Andere Länder hätten die Inflation erst gar nicht entstehen lassen oder würden sie durch direkte Eingriffe wie Mietpreisbremsen dämpfen, entgegnete Bayer. Spanien verzeichne durch diese Strategie sogar ein höheres Wachstum als Österreich. Oder es würde die Mehrwertsteuer, etwa für Lebensmittel gesenkt, wie es einige Länder gemacht hätten.
In Österreich seien Unternehmen in ihrer Preisgestaltung frei und könnten höhere Preise als durch ihre Kosten verursacht, durchsetzen.
Das zeichne sich nach vorläufigen Daten vor allem in drei Bereichen ab, ergänzte der Ökonom Josef Baumgartner vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo): Bei der Energiewirtschaft, der Bauwirtschaft und der Landwirtschaft (Forstwirtschaft) habe es im Vorjahr sehr hohe Preissteigerungen gegeben, wodurch auch die Erträge gestiegen seien.
Aus den Preis- und Kostensteigerungen ergäben sich nach vorläufigen Zahlen sehr deutliche Hinweise, dass in diesen Bereichen auch die Gewinne zugenommen haben. Jetzt noch Preiseingriffe einzuführen, sei wenig sinnvoll, denn die Inflation sei bereits in allen Bereichen angekommen. "Im heurigen Jahr müssen wir hier durch", merkte Baumgartner dazu an.