Welche Landes-Energiekonzerne die höchsten Gewinne einfahren
Das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut hat die Gewinne der heimischen Landesenergieversorger unter die Lupe genommen. Weil die Energiepreise in den vergangenen zwei Jahren zu den Inflationstreibern zählten.
Demnach haben die neun Landenergieversorger im vergangenen Jahr zusammen einen Gewinn von 2,48 Milliarden Euro verbucht. Das Momentum Institut hat dann die Vorjahreszahlen mit jenen vor der Krise verglichen.
Deutlicher Übergewinn
Und hier zeigt sich: Im Durchschnitt der vier Jahre vor der Covid-Krise (2018-2021) lagen die Gewinne aller Landesenergieversorger zusammen bei 1,03 Milliarden Euro.
"Damit haben die Energieunternehmen im Vorjahr einen Übergewinn von insgesamt 1,45 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorkrisenniveau erzielt", heißt es vom Momentum Institut.
Zur Klarstellung: Der sogenannte Übergewinn ergibt sich aus dem Gewinn 2023 minus Durchschnittsgewinn von 2018 bis 2021.
Wien Energie auf Platz eins
Im Jahr 2022 lag der Übergewinn noch deutlich niedriger bei 0,47 Milliarden Euro. Damit stieg der Übergewinn der Landesversorger im Vorjahr laut der Momentum-Analyse um rund das Dreifache.
Von den absoluten Zahlen her verbuchte die Wien Energie mit 598 Millionen Euro im Vorjahr den höchsten Gewinn vor der niederösterreichischen EVN mit 581 Millionen Euro und der Kärntner Kelag (463 Millionen Euro) - siehe dazu auch die folgende Grafik.
Übergewinn: Das Ranking
Das Momentum-Institut hat für Zahlenfüchse dann auch genau die Übergewinne analysiert.
Den höchsten Übergewinn verzeichnete laut der Auswertung die Kelag Kärnten, vor Wien Energie, dicht gefolgt von der Vorarlberger illwerke vkw AG.
Den vierten Platz der größten Steigerungen bei den Übergewinnen belegt die Energie Steiermark. Eine Verdopplung verzeichnete die niederösterreichische EVN.
Die Tiroler TIWAG verdoppelte ebenfalls ihre Übergewinne beinahe. Es folgen die Salzburg AG und die Energie AG Oberösterreich. Die geringsten Übergewinne im Vergleich zum Vorkrisenschnitt verbuchte die Burgenland Energie AG.
"Zahnlose Übergewinnsteuer"
Das Momentum-Institut verknüpft die Analyse mit Kritik an der "zahnlosen Übergewinnsteuer". "Der Übergewinn 2023 ist mit 1,45 Milliarden Euro bereits um knapp die Hälfte höher als der jährliche durchschnittliche Gewinn in den Vorkrisenjahren selbst. Das ist nun die Rechnung dafür, dass die Regierung zu zaghaft und lasch in die Energiepreise eingegriffen hat", sagt Leonard Jüngling, Ökonom am Momentum Institut.
Seit Dezember 2022 werden Übergewinne von Energieunternehmen ab bestimmten Grenzwerten vom Staat abgeschöpft. Investiert ein Unternehmen in Erneuerbare Energien, liegt der Grenzwert höher. Laut Momentum wurden bisher nur 5,8 Prozent der Übergewinne abgeschöpft.
Politische Kritik
Die Analyse hat in Wien bereits die FPÖ auf den Plan gerufen. Für die FPÖ Wien zieht Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) den Wienerinnen und Wiener mit "nach wie vor horrenden Energiepreisen das Geld aus der Tasche". "Diese rote Abzocke muss umgehend gestoppt werden", so Nepp. Er will, dass die Wien Energie das Geld zurück überweist.
Von der Wien Energie hingegen hieß es heute, der Landes-Energieversorger investiere jeden Euro "in den besten Kund*innenpreis, in die Unabhängigkeit von Erdgas und Klimaschutz und in Versorgungssicherheit".
Preissenkungen
Das Jahresergebnis 2023 von Wien Energie komme zum überwiegenden Teil aus der "erfolgreichen Vermarktung des Stroms aus den Kraftwerken am Energie-Großhandelsmarkt".
Als Antwort auf den hohen Gewinn im Vorjahr hat die Wien Energie im April Preissenkungen für die Kundinnen und Kunden angekündigt. Im Tarif "Optima Entspannt" beträgt der Preis pro Kilowattstunde Strom seit 1. Juli 14,9 Cent. Auch die Gaspreise der Wien Energie wurden reduziert.
Eigentümer ist öffentliche Hand
Die Landesenergieversorger befinden sich übrigens zum überwiegenden Teil in öffentlicher Hand und sind keine Privatkonzerne. Zum Teil sind sie gegenseitig beteiligt. Nicht berücksichtigt wurden in der Momentum-Analyse der Verbund und die OMV.
Das sagt die E-Wirtschaft
Und was sagt die Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft zu den Zahlen? „Die Energiekrise ist durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst worden“ heißt es von Österreichs Energie in einer Stellungnahme gegenüber dem KURIER.
Dadurch sei es zu einer gezielten Verknappung von Gas gekommen, verbunden mit starken Preissteigerungen im Großhandel. „Die österreichischen Stromlieferanten haben diese Entwicklungen stark gedämpft und mit großer Verzögerung an ihre Kundinnen und Kunden weitergegeben.“
Die mittlerweile gesunkenen Großhandelspreise würden es nun vielen Lieferanten erlauben, Preissenkungen in Aussicht zu stellen. Bleibt jedoch trotzdem noch die Frage, ob die Energieunternehmen nicht zu den Inflationsgewinnern zählen?
Das dementiert die Interessenvertretung. Die Gewinne aus den Gesellschaften würden derzeit zu großen Teilen in den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung investiert.
Und: „Wir gehen davon aus, dass die E-Wirtschaft für die Erreichung der Energie- und Klimaziele – und um unabhängiger von Energieimporten zu werden - allein bis 2030 rund 60 Mrd. Euro in den Ausbau der Erzeugung und der Netze investieren muss."